Mittwoch, 14. Dezember 2016

Psalm 22.2016

Mein Gott, mein Gott, ich rufe zu dir:
wo bist du nur? Ach, zeig dich doch!

Warum hast du die Menschen in Aleppo verlassen,
bist fern ihrem Schreien und ihrer Klage?

Mein Gott, ich rufe bei Tag,
doch du gibst keine Antwort, keine Idee, was ich tun kann;

ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe
aus Sorge um die Menschen im Bomben- und Kugelhagel.

Dich zu loben fällt mir schwer,
auch wenn unsere Mütter und Väter dir immer vertrauten,
weil sie Rettung erfuhren und wussten: das warst du.

Sie hatten Glück und überlebten.
Aber was ist mit den Leidenden Syriens?

Von der eigenen Regierung verspottet, verachtet, ermordet.
Es sind doch auch deine Kinder!

Willst du nicht auch ihr Leben?
Wo ist deine schützende Hand?

Die Not ist groß und niemand hilft
und jetzt bist du auch noch fern.

Bomber beschießen sie von oben,
rundherum sind Waffen auf sie gerichtet.
Wie wilde Tiere stürzen sich Soldaten auf Unschuldige.

Ein ganzes Volk verschwindet wie Wasser im Sand,
verlischt wie eine Kerze im Sturm.

Ihre Kehlen schmerzen, trocken wie Scherben,
weil es nirgendwo mehr frisches Wasser gibt.

Den Kindern und Alten klebt die Zunge am Gaumen.
Überall grauer Staub des Todes.

Belagert werden die Unschuldigen,
wie die Geier warten Schützen auf todbringende Flucht.

Nur noch Haut und Knochen die vielen in Syrien
und die Welt schaut einfach nur zu.

Sie verhandeln und beraten,
machen Geld noch mit all dem Leid.

Zeig dich Gott, zeig uns, was wir tun können!
Gib uns Ideen und Kraft zu handeln!

Entreiße Syriens Menschen dem Tod!
Rette sie vor den todbringenden Waffen.

Gerne würde ich von dir singen und dich preisen,
wir feiern doch bald Weihnachten, das Fest der Liebe!

Würde gern davon künden, wie du rettest, befreist.
Wie soll das jetzt gehen bei all dem Leid?

Ich weiß, du bist hier, auch wenn ich dich nicht spüre.
Und du leidest und stirbst dort in der zerstörten Stadt.

Die Armen sollen essen und sich sättigen;
sie sollen wieder froh sein und ohne Angst.
Was für ein großes Geschenk wäre das!

Wenn die Herrschenden doch von dir lernten,
wie du leitest, begleitest, aufrichtest, schützt.

Zeig dich doch! Sei hier und dort!
Gib Trost, Ideen, Kraft und Mut.

Damit endlich Frieden wird
auf Erden.

Copyright: Andrea Rehn-Laryea 
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Samstag, 26. November 2016

Advent: eine Art Geburtsvorbereitung


(Dieser Text von mir wird/wurde in der Wochenendausgabe der Lüneburger Landeszeitung vom 26.11.2016 veröffentlich. Danke an @MedicWinnie und @herr_thiesmeyer fürs Korrekturlesen!)

An diesem Wochenende beginnt der Advent. Diese intensive Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Das Warten auf die Geburt des kleinen Jesus.

Gefühlt hat die Vorweihnachtszeit ja eigentlich schon im Spätsommer begonnen. Mit Lebkuchen und Spekulatius in den Supermärkten. Aber es ist ja auch eine ganz besondere Geburt, die da ansteht. Nicht nur für Josef und Maria. Und eine Schwangerschaft dauert nun mal länger als vier Wochen im Dezember.

Zum Ende hin wird es jedoch fast immer stressig für die ganze Familie, bei einer Schwangerschaft genauso wie vor Weihnachten. Viele Einkäufe sind zu erledigen: Geschenke, Kleidung, Lebensmittel. Häufig hat man in diesen Zeiten auch Appetit auf besondere Speisen: im Advent auf süßes, weihnachtlich gewürztes Gebäck, in der Schwangerschaft oft auf die sprichwörtliche saure Gurke.

In meiner eigenen Schwangerschaft zählten wir damals die Wochen und Tage bis zur Geburt. Jetzt im Advent machen wir das mit Adventskranz und Adventskalender. Damals wollten wir wissen, wie das ablaufen wird, wenn unser Kind zur Welt kommt. Als Schwangere habe ich dazu mit anderen werdenden Müttern einen Geburtsvorbereitungs-Kurs besucht. Neben vielen Informationen, Entspannungs- und Atemübungen haben wir auch den Kreißsaal besucht. Sind schon mal ohne Stress in dem Raum gewesen, in dem dieses neue Leben zur Welt kommen sollte. Und egal ob sie später - wie Josef - bei der Geburt dabei sein würden oder nicht, bei diesem speziellen Termin galt: "Bringen Sie gerne Ihren Partner mit!"

Und jetzt im Advent? Viele gehen Weihnachten zur Kirche. Zu einem Gottesdienst, einer Christmette. Mit vertrauten Liedern und der bekannten Geschichte. Da wird Jesus quasi alle Jahre wieder neu geboren - wie diese immer neuen Kleinen in den Kreißsälen und Geburtshäusern.

Gönnen Sie sich in all dem Stress der bevorstehenden adventlichen „Geburtsvorbereitung“ wie eine Schwangere unbedingt kleine Momente der Entspannung. Zum Durchatmen. Vielleicht besuchen Sie dazu dieses „Geburtshaus“ Kirche schon mal vorher. Bei einem Konzert oder einem besonderen Lichter-Gottesdienst wie einer Rorate-Messe. Oder einfach so. Ohne die Weihnachtshektik. Bevor die Geburt des kleinen Jesus dort ziemlich trubelig gefeiert wird. Und bringen Sie gerne noch jemanden mit! 😉


Freitag, 25. November 2016

Advent und Weihnachten in St. Godeshard, Amelinghausen

Zum Vergrößern anklicken.
Alle Gottesdienste und Liturgien in der Advents- und Weihnachtszeit im Raum Lüneburg (Lüneburg, Kaltenmoor, Adendorf, Amelinghausen) bis Anfang Januar (Stand 25.11.2016) hier.

Mittwoch, 28. September 2016

Advent ist im September

Kirchliche Arbeit lebt häufig von Ungleichzeitigkeiten. Da müssen die Texte, die im Advent gelesen werden sollen, bereits im September erdacht werden. Irgendwie passt das dann auch wieder zu dem Weihnachtsgebäck in den Regalen der Supermärkte...

Hier schon mal drei Versuche:


Spekulatius bei 25°?
Warum denn nicht!
Advent ist im Dezember
auch unter Palmen.

***

Kein alter, bärtiger Weihnachts-Mann
wurde damals geboren,
sondern ein kleiner Junge,
ein Baby, ein Kind.
Bestenfalls treffen beide sich
an der Krippe.
Und er
beschenkt ihn.

***

Manchmal
ist da nichts Weihnachtliches
Mitten im Dezember.
Manchmal sind da nur
Alltag, Arbeit, Müdigkeit.

Manchmal
dringt der Glanz nicht durch.
Der Stern von Betlehem,
und alle Rauschgoldengel
müssen leider draußen bleiben.

Vielleicht
ist da dennoch
adventliches Sehnen
wie durch die Jahrhunderte
das des Volkes Israel.

***

Freitag, 24. Juni 2016

Pilgern vor der Haustür - zu Hause

In dieser Woche stammen die Radioandachten der Sendung "Himmel und Erde" von mir. Das gesamte Manuskript kann hier als PDF heruntergeladen werden. Tag für Tag werde ich auch hier im Blog die entsprechenden Texte veröffentlichen.

Pilgern zu Hause

Ein Pilgerweg kann mehrere Wochen dauern. Aber Sie können auch anders pilgern. Ja, sie können sogar Pilgermomente in Ihren Alltag einbauen. Wie das aussehen kann ?

Pilgern im Alltag könnte heißen, nach draußen gehen. Dort im Freien einen Weg ganz bewusst gehen, ohne Absicht und Ziel. Ohne etwas erledigen zu wollen. Einfach gehen um des Gehens willen. Das geht sogar bei schlechtem Wetter. Sogar in der Wohnung: Gehen Sie bewusst durch die Zimmer. Mit Pilger - Augen. Schauen Sie achtsam, aber lassen Sie alles so wie es ist. Räumen oder verändern Sie nichts, auch wenn es in den Fingern juckt. Beim Pilgern durch Wald und Feld können Sie ja auch nichts aufräumen. Alles ist, wie es ist und darf so sein.

Und wenn keine Zeit ist selbst für solch ein Mini-Pilgern? Dann versuchen Sie das alltägliche Tun als Pilgerweg zu verstehen. Wie bei der Vorbereitung auf einen Weg im Freien, können Sie morgens überlegen, wie Sie Ihren Tag gut bestehen und begehen können. Welchen Proviant packen Sie ein für Ihren Leib? Und was nährt Ihre Seele? Manche lesen gerne etwas auf einer Zugfahrt oder hören im Auto schöne Musik. Andere schließen für einen Moment ihre Augen. Und meditieren oder beten. Überlegen Sie: Wo, wann und wie werde ich Pausen einlegen? Die sind wichtig und tun nicht nur nach langem Laufen gut!

Beim Pilgern wie im Alltag brauche ich Orientierung: Was könnte das heute sein? Vielleicht gibt es bestimmte Personen, denen Sie gut folgen können, wenn sie Ihnen sagen, wo es lang geht. Oder es ist schlicht eine Uhr, die Sie durch die Stunden des Tages navigiert.

Vielleicht haben Sie sogar die Möglichkeit, etwa weil sie Urlaub haben, sich ganz persönlich an ihrem Leib und ihrer Seele zu orientieren. Sie können ihnen zuzuhören, wenn sie sich zu Wort melden. Welche Wege Leib und Seele Ihnen empfehlen würden und wann sie eine Rast brauchen.

Durch den Alltag pilgern kann schließlich heißen: Begegnungen bewusst zu erleben. Den einen Menschen grüßen, mit einem anderen ein paar gemeinsame Schritte gehen. Vielleicht begegnet Ihnen - mitten im alltäglichen Unterwegssein - auch der, der gesagt hat: „Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20) Lassen Sie sich überraschen!

Donnerstag, 23. Juni 2016

Pilgern vor der Haustür - begegnen

In dieser Woche stammen die Radioandachten der Sendung "Himmel und Erde" von mir. Das gesamte Manuskript kann hier als PDF heruntergeladen werden. Tag für Tag werde ich auch hier im Blog die entsprechenden Texte veröffentlichen.

Begegnen

Wer pilgert, bleibt nicht lange allein. Überhaupt: wer draußen unterwegs ist, findet schnell andere mit ähnlichen Interessen. Leute mit Hund kennen das gut vom Gassi gehen. Pilgerinnen und Pilger auch. Man grüßt jemanden, geht ein paar Schritte zusammen, dann trennen sich die Wege wieder. Bei einem Stopp in einem Gasthaus oder einer Herberge können diese Begegnungen auch länger andauern. Man tauscht Erfahrungen aus oder schweigt miteinander in stiller Übereinkunft.

Beim Pilgern kommt es immer wieder auch zu Begegnungen, die nicht sofort als solche zu erkennen sind. Da ist die Natur – wunderschön und so verletzlich. Da sind die Vielfalt der Farben und Formen, der Gesang der Vögel, der Klang des Windes in den Bäumen oder das Sprudeln eines Baches. Sehr viel intensiver nehme ich all dies beim Pilgern wahr. Die Schöpfung fängt an zu sprechen. Die Sonne brennt heiß und hell, der Regen bringt Abkühlung, aber die Nässe nervt. Im Wald ist es kühl, aber auch manchmal unheimlich, besonders, wenn ich allein unterwegs bin. Manches Märchen schleicht sich da in die Erinnerung.

Aber nicht nur äußere Begegnungen gehören zu den Erfahrungen beim Pilgern: ich begegne auch mir selbst. Wie reagiere ich zum Beispiel auf die heiße Sonne? Nervt mich der Regen? Lässt er mich innerlich so schimpfen und murren, dass ich den Regenbogen übersehe? Oder spüre ich in mir eine Gelassenheit, die den Weg einfach so nimmt, wie er sich mir zeigt? Es ist spannend und aufschlussreich, mich selbst beim pilgernden Gehen ein wenig zu beobachten!

In besonderen Momenten kann ich beim Pilgern auch spüren, dass ich nicht alleine unterwegs bin, selbst wenn ich keinen Menschen sehe. Manchmal gibt es da eine unerschütterliche Gewissheit, dass da einer mit mir geht. Einer, von dem der Psalm 139 bekennt: „Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine schützende Hand auf mich.“ Das ist ein wichtiges Versprechen. Mehr noch: eine sehr kostbare Erfahrung. Sie kann einen Pilgerweg zum Leuchten bringen und weit strahlen - bis in den Alltag hinein.

Ich wünsche auch Ihnen eine Ahnung davon, in Seiner unaufdringlichen Gegenwart und zusammen mit diesem unsichtbaren Begleiter unterwegs zu sein.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Pilgern vor der Haustür - Pausen

In dieser Woche stammen die Radioandachten der Sendung "Himmel und Erde" von mir. Das gesamte Manuskript kann hier als PDF heruntergeladen werden. Tag für Tag werde ich auch hier im Blog die entsprechenden Texte veröffentlichen.

Pausen

Pilgern und Wandern sind zur Zeit sehr beliebt. Beides kann ich in kleiner Dosis auch in meinen Alltag integrieren. Und ich kann von den Erfahrungen des Pilgerns für meinen Alltag lernen.

Auf jeder langen Wanderung oder einem weiten Pilgerweg werde ich irgendwann müde. Die Beine wollen nicht mehr. Die Füße tun weh. Der Körper fordert sein Recht. Hunger und Durst melden sich. Ich brauche eine Pause, einen Rastplatz.

Dabei will man doch gerade zu Beginn eines neuen Weges gerne schnell unterwegs sein! Manchmal sind zwar die Füße fix, aber das Innere, die Seele kommt nicht so schnell hinterher. Dann ist es gut, inne zu halten und eine Rast zu machen. Am besten an einem schönen Platz , mit einem besonderen Ausblick. Das tut dann auch der Seele gut.

Leib und Seele wollen gut gepflegt sein während eines Pilgerwegs. Beim Körper ist das ziemlich offensichtlich: wenn er schlapp macht, wird der weitere Weg schwierig. Besonders die Füße sind unterwegs gefordert. Schnell entsteht da eine Blase. Wird sie nicht gut behandelt, wird jeder weitere Schritt zur Qual. Es geht dann einfach nicht mehr, im wahrsten Sinn des Wortes.

Auch im Alltag tut es gut, die Füße ein wenig zu verwöhnen. Sie einzucremen zum Beispiel und ihnen - und damit auch mir selbst - ein paar Streicheleinheiten zu gönnen.

Geist und Seele brauchen ebenfalls solche Pausen und Streicheleinheiten. In der Schule passt die Pausenglocke darauf auf, dass Kinder und Jugendliche das Lernen rechtzeitig unterbrechen. Als Erwachsene müssen wir selbst auf uns achten. Denn wie beim Pilgern sind auch im Alltag Pausen überaus wichtig. Wenn ich merke: es geht nicht mehr. Dann brauche ich Zeit zum Durchatmen. Zum Recken und Strecken des Körpers, wenn er gerade lange sitzen musste. Oder um ihm Ruhe zu gönnen, nach einer körperlich anstrengenden Arbeit. Manchmal braucht es auch eine Pause, damit die Seele nachkommen kann.

Beim Pilgern erlebe ich immer wieder: Ich bin mit einer Pilgergruppe den ersten Kilometer unterwegs, da fällt die Gruppe in zwei Teile. Ein Teil braucht auf einmal mehr Zeit. Vielleicht erleben diese Pilgerinnen und Pilger gerade in diesem Moment: So schnell kann ich jetzt nicht. Ich brauche ein anderes Tempo mit den Füßen, damit meine Seele nachkommen kann. Dann ist es gut, aufeinander zu warten.

Pausen sind wichtig. Der ganze Mensch braucht Pausen.

Die bedeutende Mystikerin und Kirchenlehrerin Teresa von Avila hat das vor vielen Jahren so gesagt: "Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen." Tun auch Sie sich selbst heute etwas Gutes. Gönnen Sie sich regelmäßig Pausen.

Dienstag, 21. Juni 2016

Pilgern vor der Haustür - Orientieren

In dieser Woche stammen die Radioandachten der Sendung "Himmel und Erde" von mir. Das gesamte Manuskript kann hier als PDF heruntergeladen werden. Tag für Tag werde ich auch hier im Blog die entsprechenden Texte veröffentlichen.

Orientieren

Wer einen neuen Weg entdecken will, braucht Orientierung, besonders beim Wandern oder Pilgern. Manche wissen, wie man Kompass und Karte dazu benutzt. Andere bestimmen durch den Stand der Sonne und den Bewuchs der Bäume, wie es weiter geht. Einfacher ist es, wenn da gut gepflegte Schilder entlang meines Weges mir die Richtung anzeigen.

Pilger und Pilgerinnen auf dem Jakobsweg orientieren sich an dem Symbol der Muschel. Früher hatten alle Pilger und Pilgerinnen eine solche Muschel als Trinkgefäß dabei. Auch heute noch ist die Pilgermuschel ein Erkennungszeichen: an den Rucksack gebunden, auf Bäume gesprüht oder als kleines Schild an Pfählen befestigt. Auch bei uns im Norden sind Pilgerwege mit diesem Symbol markiert. Als Pilgerin und Pilger weiß ich dann: Ich bin auf dem richtigen Weg, hier geht es weiter.

Im Alltag kann jeder Weg zum Pilgerweg werden. Auf vertrauten Wegen brauche ich keine besonderen Wegzeichen. Da weiß ich: an der nächsten Kreuzung muss ich rechts, und an dem dicken Baum da geht´s links ab. In unbekanntem Gebiet aber brauche ich Hilfe zur Orientierung. Wegweiser zum Beispiel, eine Landkarte oder ein Navigationsgerät. Ich kann auch Leute unterwegs fragen. Mit etwas Glück erwische ich einen Ortskundigen, der mir eine besonders schöne Wegstrecke empfiehlt. So orientiert kann ich auch einen neuen Weg sicher gehen.

Besonders schön ist es, wenn der Weg für eine Weile so klar ist, dass ich eine Zeitlang nicht auf ihn achten muss. Dann kann ich still werden. Auch innerlich. Vielleicht finde ich dann beim Gehen sogar Orientierung für meinen Lebensweg. Finde Antworten auf Fragen, die ich schon lange mit mir herumtrage.

Vom Pilgern kann ich für den Alltag lernen: Manche Strecken meines Lebensweges kenne ich vom regelmäßigen Gehen. Wenn ich Neues ausprobieren will, helfen mir Wegweiser, mich zu orientieren. Menschen zum Beispiel, die einen Weg bereits kennen, können durch ihre Erfahrung ein Wegweiser für mich sein.

Manchmal ist mir auch ein Bibeltext ein Wegweiser. Zum Beispiel der Satz aus Psalm 91: "Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen". Das ist ein gutes und starkes Versprechen, für alle Wege meines Lebens. Das geht im Alltag oft unter. Doch beim Pilgern wird das uralte Wort wieder lebendig, weil ich spüre: ich bin nicht allein unterwegs.

Montag, 20. Juni 2016

Pilgern vor der Haustür - Losgehen

In dieser Woche stammen die Radioandachten der Sendung "Himmel und Erde" von mir. Im Laufe der Woche wird hier das gesamte Manuskript online stehen. Tag für Tag werde ich auch hier im Blog die entsprechenden Texte veröffentlichen.

Losgehen

Pilgern ist sehr beliebt. Auch ich pilgere jedes Jahr mit verschiedenen Gruppen durch die Lüneburger Heide. Pilgern, das ist nicht etwas spezifisch Christliches, gepilgert wird in vielen verschiedenen Religionen.

Doch wie geht eigentlich „pilgern“? Pilgern ist etwas anderes als spazieren gehen oder wandern. Es kommt etwas dazu: Als Pilgernde begebe ich mich bewusst auf einen geistlichen, einen spirituellen Pfad. Ich gehe einen Weg bewusst als religiöser Mensch. Allerdings gibt es auch die Erfahrung: Jemand bricht als Wanderer auf und wird dann unterwegs zum Pilger.

Ein Pilgerweg kann sehr lang sein und Wochen oder gar Monate dauern. Wer zum Beispiel zu Fuß den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gehen will, muss sich dafür mindestens ein bis zwei Monate Zeit nehmen.

Aber es geht auch kürzer. Manche Menschen pilgern ein Wochenende lang oder auch nur einen einzelnen Tag. In Hamburg werden sogar Pilgerwege durch den Stadtpark angeboten. Die dauern nur eineinhalb Stunden.

Eine gute Planung erleichtert das Pilgern. Auch wenn ich nur wenige Stunden pilgernd unterwegs sein will, mache ich mir vorher kurz Gedanken: Wieviel Zeit nehme ich mir? Wo soll der Weg entlang führen? Was nehme ich mit für unterwegs? Brauche ich etwas zu trinken und zu essen? Und wie kleide ich mich möglichst sinnvoll?

Dann geht es los, vielmehr ich gehe los. Ich schließe die Haustür hinter mir und mache die ersten Schritte heraus aus meinem Alltag. Zunächst schwirren mir immer noch rückblickende Gedanken durch den Kopf. Was noch so zu tun gewesen wäre, und was ich vielleicht vergessen habe. Ich muss erst ankommen auf meinem Pilgerweg. Aber: Dazu brauche ich nicht viel zu machen. Ich muss nur gehen. Schritt für Schritt. Meter um Meter. Minute um Minute. Gedanken klären sich beim Gehen. Ich komme an. Auf dem Weg. Bei mir.

Und wie ist das dann so mit dem Beten bei einem Pilgerweg? Dafür braucht es nicht viele Worte, vielleicht über weite Strecken sogar gar keine Worte. Ich bete mit den Füßen. Jeder Schritt, jeder Atemzug: ein Dasein vor Gott. Und ich glaube: Gott geht mit. An meiner Seite. Auch wenn ich das nicht unbedingt immer spüre.

"Von allen Seiten umgibst du mich" heißt es in Psalm 139. Mit diesem Vertrauen gehe ich meinen Pilgerweg.

Probieren Sie das doch auch mal aus! Gehen Sie heute für ein paar Minuten nach draußen. Dorthin, wo es schön ist und ein bisschen ruhig. Gehen Sie in Ihrem Tempo einen kleinen, persönlichen Pilgerweg. In aller Offenheit für das, was dabei passiert oder auch nicht.

Ich wünsche Ihnen einen guten Weg durch den Tag!

Dienstag, 24. Mai 2016

Familiengottesdienst zum Dreifaltigkeitsfest am 21.05.2016 (Jahreskreis C)

Versuch einer konkreten und situationsbezogenen Auslegung

Zum Hintergrund:

Alle zwei Monate feiern wir in St. Godehard in Amelinghausen einen Familiengottesdienst. Er wird von einem kleinen Team engagierter Frauen vorbereitet. Jedes Jahr trifft dieser Gottesdienst auf ein Vater-Kind-Wochenende, dass mit Fahrrädern aus Lüneburg anreist, bei uns im Pfarrgarten zeltet und das Gemeindehaus benutzt. Die Katechese wurde gezielt für diese Situation erstellt.

A, B und C sind Sprecherinnen aus dem Vorbereitungsteam, die anderen 4 Sprechrollen sind selbsterklärend. Beim Sprechen wurde teilweise improvisiert.


Katechese zum Dreifaltigkeitsfest, Samstag, 21.05.2016

A: Ok. Dreifaltigkeit. Was ist das? Mal so für Dummies.

B: Ich glaube, das Thema ist schwierig und nix für Dummies!

A: Aber worum geht es denn bei der Dreifaltigkeit?

C: Das hat etwas mit Gott zu tun, der der Schöpfer von allem ist und von Jesus „Vater“ genannt wird. Jesus ist auch Gott. Und der Heilige Geist, den wir Pfingsten gefeiert haben, ist auch Gott. Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gleichzeitig.

B: Beim Kreuzzeichen denken wir da ja auch immer dran und sagen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

C: Amen. Genau.

B: Das Komplizierte daran ist, dass wir daran glauben, dass es nur einen Gott gibt. Aber gleichzeitig gibt es Vater, Sohn und Heiligen Geist. Also gibt es irgendwie drei Personen, die trotzdem doch nur eine sind.

A: Hm. Versteh ich nicht.

B: Ich sach ja: ist kompliziert.

C: Einzeln sind die drei gar nicht so kompliziert: Gott, der Vater ist der, der immer da ist, der immer da war und immer da sein wird. Er hat alles gemacht und passt auf uns auf.

A: Er kann auch gut zuhören. Denke ich zumindest, wenn ich bete.

B: Man kann sich voll auf ihn verlassen und ihm vertrauen, weil er eben immer da ist.

C: Und dann Jesus. Was fällt euch zu Jesus ein? Wer war Jesus und was hat er gemacht?

(Kinder fragen. Sonst antworten A + B abwechselnd)
  • Jesus ist Mensch geworden und hat als Mensch gelebt.
  • Jesus hat Kranke geheilt.
  • Jesus hat auf Gott vertraut.
  • Jesus war ein guter Geschichtenerzähler.
  • Jesus hat den Leuten davon erzählt, wie Gott ist und dass wir uns auf ihn verlassen können.
  • Jesus war irgendwann wieder weg. An Himmelfahrt haben wir gefeiert, dass er zurück zu seinem Vater gegangen ist.
C: Und jetzt zum Heiligen Geist. Was fällt euch zu dem ein?

A: Den haben wir Pfingsten gefeiert. Der ist wie Sturm und Wind und wie Feuer.

B: Der Hl. Geist ist irgendwie da, aber nicht greifbar. Der weht, wo er will.

A: Der ist überall und kennt keine Grenzen.

C: Der Hl. Geist kann unseren Blick weiten: An Pfingsten haben sich alle verstanden, obwohl sie nicht die gleiche Sprache sprachen.

A: Der Heilige Geist macht uns stark und mutig.

B: Irgendwie verbindet der Hl. Geist die Menschen untereinander und mit Gott. So wie an Pfingsten.

A: Ich mag den Hl. Geist! Der ist so überraschend!

(Sabine kommt von hinten in die Kirche.)

Sabine: Huhu! Was macht ihr denn hier? Party? Nee, für ne Party ist es hier zu ruhig. Also was macht ihr hier?

Gemeindemitglied: Wir feiern Gottesdienst, die Heilige Messe.

Sabine: Ach so. Also mit singen und beten und viel still sein und so. Richtig?

Gemeindemitglied: Ja, in etwa. Jeden Samstag treffen wir uns, um hier gemeinsam zu singen, zu beten, etwas aus der Bibel zu lesen und gemeinsam Eucharistie zu feiern, das Abendmahl.

Sabine: Ah! Ich verstehe. Und Sie sind jeden Samstag hier?

Gemeindemitglied: So weit ich das einrichten kann, komme ich jeden Samstag hier her.

Sabine: Das ist ja toll. Da kann man sich richtig auf Sie verlassen, wenn Sie immer da sind. Dann wissen Sie bestimmt auch sehr viel über diese Kirche?

Gemeindemitglied: Ja, von dieser Gemeinde hier weiß ich eine ganze Menge. Ich bin hier ja auch schon sehr lange.

Sabine: Und wie ist das, wenn ich ein Problem hätte: würden Sie mir dann helfen?

Gemeindemitglied: Ob ich sofort helfen könnte, weiß ich nicht. Aber ich wäre gerne für Sie da und würde erst mal gut zuhören.

Sabine: Danke! Das ist gut zu wissen, dass da jemand da ist!

(geht weiter zu jemanden vom Vater-Kind-Wochenende, nach Möglichkeit zu einem Kind oder Vater mit Kind. Fragen können frei beantwortet werden.) Und du bist auch jeden Samstag hier? Ist das denn nicht langweilig?

Kind: Nee, ich bin heute hier zu Besuch. Wir machen gerade ein Vater-Kind-Wochenende.

Sabine: Das klingt ja interessant! Und was macht ihr da so?

Kind: (ggf. frei erzählen oder:) Wir sind mit Fahrrädern von Lüneburg nach Amelinghausen gefahren. Und heute Nacht schlafen wir in Zelten.

Sabine: Wow! Die Fahrradfahrt war bestimmt anstrengend! Hattest du gar keine Angst, dass du das nicht schaffst?

Kind: Nein. Mein Vater ist ja auch dabei. Der passt schon auf, dass mir nichts passiert. Und wenn doch was passieren sollte, kann der ziemlich gut helfen und trösten.

Sabine: Du musst einen ziemlich tollen Vater haben, dass du dich so auf ihn verlässt! Wie lange bleibt ihr denn hier?

Kind: Noch bis morgen. Dann fahren wir zurück nach Hause.

Sabine: Dann wünsche ich euch eine gute Heimfahrt. Und hoffentlich kommt ihr bald mal wieder! (Geht zu Fabienne.) Und du? Bist du auch hier mit dem Vater-Kind-Wochenende?

Fabienne: Nein, ich bin aus Amelinghausen. Ich gehöre hier zu St. Godehard.

Sabine: Ach, dann gehst du auch jeden Samstag in den Gottesdienst?

Fabienne: Nein, eigentlich nicht. Eher dann, wenn hier etwas besonderes ist. Ich bin gerne bei den Familiengottesdiensten dabei. Die bereite ich auch manchmal mit vor.

Sabine: Das ist ja toll! Und wie bereitet man so einen Familiengottesdienst vor?

Fabienne: Man überlegt sich neue Ideen zu den Bibeltexten. Damit man die besser verstehen kann. Und man sucht Lieder aus, die Spaß machen, wenn man die singt.

Sabine: Das klingt ja ganz so, als würdest du hier frischen Wind reinbringen, wenn du da bist. Das gefällt mir! (Geht zum Vorbereitungsteam.) Und warum steht ihr hier vorne?

A: Wir haben gerade über „Dreifaltigkeit“ nachgedacht. Aber das ist ganz schön kompliziert.

B: Da geht es so um Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dass die irgendwie verschieden sind, aber trotzdem nur ein Gott.

Sabine: Hm. Klingt wirklich schwierig. Aber auch interessant. Und vor allem habt ihr hier voll die interessanten Leute im Gottesdienst!

C: Interessante Leute? Was meinst du?

Sabine: Da gibt es welche, die immer da sind. Auf die man sich verlassen kann. Die den Überblick haben, was hier so läuft und bei Problemen helfen würden.

C: Stimmt. Die sind total wichtig!

Sabine: Und dann gibt es die, die hier eine kleine Zeit verbringen, wie die Leute vom Vater-Kind-Wochenende. Die haben voll spannende Sachen zu erzählen. Und von denen kann man lernen, aufeinander zu vertrauen.

A: So hab ich das noch gar nicht gesehen. Die kommen einfach nur jedes Jahr, sind hier und dann wieder weg. Aber es ist immer wieder toll, dass die zu uns kommen!

Sabine: Und dann gibt es noch solche tollen Leute wie die Fabienne. Man weiß nicht genau, wann sie kommen. Sie kommen und gehen, wie sie wollen. Aber wenn sie da sind, bringen sie frischen Wind mit. Und man freut sich über sie und die ganze Lebendigkeit, die sie mitbringen.

B: Und alle zusammen feiern wir hier zusammen Gottesdienst. Als eine große Gemeinschaft.

A: Weißt du was?

B: Nee.

A: Das mit der Dreifaltigkeit ist vielleicht doch nicht so kompliziert?

C: Hä??? Wie kommst du denn jetzt daaa drauf?

A: Na, wenn wir hier zusammen Messe feiern, sind wir eine große Gemeinschaft. Eine Gemeinde. Wir sind eins. Aber wir sind trotzdem verschieden.

B: Du meinst, wie Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist?

A: Ja! Hier gibt es die Verlässlichen, die immer da sind. So wie Gott immer da ist!

B: Ich verstehe! Und es gibt die, die uns zeigen, wie man vertrauen kann und die tolle Geschichten zu erzählen haben.

C: Fast so wie Jesus …

A: Und dann noch die, die immer mal wieder hinein schneien und frischen Wind mitbringen. Über die man sich freut, weil sie so lebendig sind.

B: Fast so wie der Heilige Geist …

C: Das würde ja heißen, hier in diesem Gottesdienst können wir etwas davon erfahren, was das ist, diese Dreifaltigkeit. Wir sind verschieden, aber doch eine große Gemeinschaft und Einheit.

A: Wir sind viele und gleichzeitig eins.

B: Das finde ich toll. Wir sind hier ein bisschen so wie die Dreifaltigkeit.

C: Und Gott ist ein bisschen so wie wir. Eine Gemeinschaft von drei verschiedenen. Das muss man erst mal verdauen!

B: Ich finde es ein schönes Bild, unsere Gemeinschaft hier mit einem so schwierigen Thema zusammen zu bringen. Vielleicht ist es mit der Dreifaltigkeit nicht zu 100% genau.so. Aber wir brauchen solche Vergleiche. Und ein bisschen Geheimnis rund um Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist darf auch bleiben. Amen.

Unterwegskalender - Vorwort

Wie im Advent an jedem Tag ein Text-Türchen.

Für Urlaubs- und Lebensreisen,

unterwegs und zu Hause,

auf fremden und vertrauten Wegen,

draußen und drinnen.

Jeden Tag im Juli und August

ein kleiner Gedanke zum Mitnehmen

in der virtuellen Hosentasche

auf den Urlaubs- oder Alltagsweg.