Donnerstag, 28. Dezember 2017

Zwischen den Jahren verschiedene Kalender

Für die Sendung "Himmel und Erde" auf NDR1 Radio Niedersachsen haben wir uns in diesem Jahr zu dritt (Petra Kluike, Hannelore Imort und ich ) Gedanken gemacht über die Zeit "Zwischen den Jahren". Leider ist Hannelore Imort in den Aufnahmen aus gesundheitlichen Gründen nicht zu hören. Ausgestrahlt werden/wurden die Radioandachten zwischen dem 27. und 29. Dezember 2017 um 09.15h.

A: „Zwischen den Jahren“, so nennen viele die Tage nach Weihnachten, andere sprechen von „zwischen den Tagen“. Mit Petra sitze ich beim Frühstück. Und zwischen knusprigen Brötchen und heißem Kaffee überlegen wir: Woher kommt eigentlich die Redewendung „zwischen den Jahren? Und welche Tage sind gemeint?

P: Zwischen den Jahren, damit meinen manche nur die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Für andere bezeichnet der Ausdruck aber die Zeit bis zum Dreikönigsfest, also bis die Sternsinger unterwegs sind.

A: Neben unserem Frühstückstisch liegen schon die neuen Kalender. Wir zählen mal nach: Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest liegen 12 Nächte. Das sind nicht irgendwelche Nächte, das sind seit alter Zeit Rauhnächte oder Heilige Nächte.

Die Zahl 12 ist mir sehr vertraut. Wir haben 12 Monate im Jahr und 2 mal 12 Stunden am Tag. Und es gibt die 12 Apostel in der Bibel. Die 12 ist eine uralte heilige Zahl, ein Symbol für Vollkommenheit. Aus jüdisch-christlicher Sicht hat da immer Gott etwas mit der Welt zu tun und mit uns Menschen. Auch in diesen besonderen Tagen und Nächten zwischen den Jahren.

P: Dieses „zwischen den Jahren“ hat vor allem mit verschiedenen Kalendern zu tun. Es gibt einen sehr alten Kalender, den es schon zu Jesu Zeiten gab. Dieser Kalender wurde im 16. Jahrhundert in den geändert, den wir heute noch benutzen.

P: Manche orthodoxe Kirchen berechnen ihre Feiertage aber auch heute noch nach dem alten Kalender. Wenn sie ihr Weihnachtsfest feiern, ist bei uns schon der 6. Januar.

P: Seitdem ich das weiß, hat die Redewendung „zwischen den Jahren“ für mich eine weitere Bedeutung: Es ist die Zeit zwischen zwei Weihnachtsfesten. Unserem Weihnachtsfest und dem anderer Kirchen.

A: Auch wenn wir nach verschiedenen Kalendern feiern und unseren Glauben unterschiedlich ausdrücken: wir alle erinnern uns an das gleiche wichtige Ereignis: Dass Gott als neugeborenes Kind zu uns auf die Welt gekommen ist. Mitten in unsere Welt mit ihren verschiedenen Kalendern.

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Zwischen den Jahren Ruhe finden

Für die Sendung "Himmel und Erde" auf NDR1 Radio Niedersachsen haben wir uns in diesem Jahr zu dritt (Petra Kluike, Hannelore Imort und ich ) Gedanken gemacht über die Zeit "Zwischen den Jahren". Leider ist Hannelore Imort in den Aufnahmen aus gesundheitlichen Gründen nicht zu hören. Ausgestrahlt werden/wurden die Radioandachten zwischen dem 27. und 29. Dezember 2017 um 09.15h.

A: Die Vorweihnachtszeit war anstrengend. Auch für uns im Familiengottesdienst-Team. Nicht nur die monatliche Familienmesse musste vorbereitet werden, sondern auch der Heilige Abend. Ein Kraftakt, der sich lohnt - alle Jahre wieder. Die Weihnachtsfeiertage sind nun vorbei. Aber die Feierstimmung nicht. Der Alltag hat uns noch nicht wirklich wieder, denn keine von uns muss zwischen den Jahren arbeiten. Diese Zeit „Zwischen den Jahren“: ist schon eine besondere Zeit. Im Advent haben wir drei Frauen aus Amelinghausen darüber gesprochen, was wir mit dieser Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr bis hin zum Dreikönigstag verbinden. Petra erzählt: 

P: Vor allem Ruhe. Ganz viel Ruhe und keine Termine. Ich kann in Ruhe lesen, spazieren gehen. Und Dinge beenden, die ich schon lange vor mir herschiebe. Ich habe endlich mal viel Zeit zum Kochen und Backen. „In der Ruhe liegt die Kraft“ heißt es. Das erlebe ich zwischen den Jahren. Ich tanke noch mal auf am Ende des Jahres. Und das tut unheimlich gut. 

Ich genieße es auch, dass unser Christbaum und die Krippe noch bis zum Dreikönigstag am 6. Januar in unserer Wohnung stehen. Denn in der Zeit zwischen den Jahren habe ich das Gefühl: jetzt kann Weihnachten erst richtig bei mir ankommen. Obwohl die Feiertage ja eigentlich schon vorbei sind. Die Vorbereitungshektik und die Anspannung an den Feiertagen haben für Ruhe und Besinnung nur wenig Platz gelassen. Jetzt ist endlich dafür Zeit.

A: Mich erinnert diese Zeit zwischen den Jahren an eine ganz alte Bibelstelle: „Alles hat seine Zeit“ sagt der Prediger Kohelet, „für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit.“ Das stimmt. Das Jahr war hektisch, besonders vor Weihnachten. Jetzt ist Zeit für Ruhe und tiefes Durchatmen. Dafür bin ich Gott dankbar.

Donnerstag, 21. September 2017

Gedanken zum missio-Plakat 2017

Quelle und Copyright Plakat: missio




Mit dem lokalen Leitungsteam in St. Godehard, Amelinghausen, haben wir uns bereits im Frühjahr Gedanken zum Aktionsplakat des aktuellen Sonntags der Weltmission am 22.10.2017 gemacht. Ich habe diese Gedanken in Absprache mit den Beteiligten zusammengefasst. (Ja, der erste Teil des Textes erinnert auch ein wenig an die bei missio veröffentlichte Meditation von mir...)


Fröhliche Frauen fahren Fahrrad
vor trockener Landschaft in Burkina Faso.
Im Hintergrund blattlose Baobabs
und eine Gruppe von Menschen beim Wasserholen.

Zu zweit auf dem Rad.
Zu zweit! Ohne Helm!! In Flipflops!!!
Ist das nicht gefährlich?
Eine strampelt sich für beide ab.
Doch Anstrengung ist ihr nicht anzusehen.
Beide Frauen lachen ansteckend.
Ihre bunte Kleidung verbindet
universalen Glauben mit lokaler Kultur.
Das Rad fährt sie in die Weite – ohne Versicherungspolice.

Im Kontrast zu Fröhlichkeit und Zuversicht,
zu Farben und Gemeinschaft:
die braune Weite karger Landschaft, scheinbar tote Bäume,
die Mühen beim Wasserschleppen, die schlichte Einfachheit.

Die Szene zeigt, was Burkina fehlt:
Wasser, Grün, Materielles, Versicherungen.
Sie spiegelt aber auch, was die Menschen dort haben,
wir aber hier bei uns vermissen:
Sonne, Wärme, Fröhlichkeit, Zuversicht, Gemeinschaft.

Aus den strahlend lachenden Gesichtern spricht:
Genießt euer Leben und riskiert etwas
- auch ohne Versicherung, dass es klappt!
Konzentriert euch mehr auf das, was ihr habt,
- statt darüber zu jammern, was fehlt!
Macht was aus dem Wenigen, das da ist,
- in eurem Leben und euren Kirchen!
Strampelt euch füreinander ab,
- aus Hilfsbereitschaft oder weils einfach Spaß macht!
Lebt euren Glauben mit den Schätzen eurer Kultur!
Und vergesst bei allem die Freude, das Lachen, die Zuversicht nicht!
Denn du, Gott, führst uns hinaus ins Weite!

Gedanken des lokalen Leitungsteams von St. Godehard, Amelinghausen.

Sonntag, 13. August 2017

Traditionelles, Kirchliches und Geistliches zur Heideblüte

Vom 08.08. bis zum 09.09. blüht die Heide, sagt man in der Lüneburger Heide. Wie weit die Heide schon in Violett erstrahlt, verrät das Heideblüten-Barometer.


Heideblütenfeste


Der August ist daher auch der Monat der Heideblütenfeste. Zum Teil beteiligen sich auch die lokalen Kirchengemeinden an diesen Festen, zum Beispiel mit ökumenischen Gottesdiensten. Hier eine kleine Übersicht. Sie darf gerne in den Kommentaren ergänzt werden.

Mit Heide geschmückter Wagen beim Heideblütenfest (2012)

Kirchen


Zu jeder Zeit lohnt sich ein Besuch in den katholischen und evangelischen Kirchen. Während die meisten katholischen Kirchen erst in den 60er Jahren gebaut wurden, gibt es unter den evangelischen Kirchen teilweise sehr alte Schätzchen. St. Magdalenen in Undeloh beispielsweise wurde bereits 1244 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Hier, in Raven und Egestorf können Sie unter Überschrift „Musik in alten Heidekirchen“(pdf) jeden Sonntagnachmittag ein anderes besonderes Konzert genießen.

Wo Sie eine katholische Kirche in der Lüneburger Heide finden und wann dort Gottesdienst gefeiert wird, finden Sie am einfachsten über die Kirchensuchmaschine heraus. Die können Sie auch als App auf Ihr Smartphone herunter laden und bundesweit benutzen.

Sollten Sie die Heideblüte in Schneverdingen genießen, lohnt auf jeden Fall ein Besuch in der noch ganz neuen evangelischen Eine-Welt-Kirche mit ihrem Eine-Erde-Altar. Hier sprechen nicht Gold und Glitzer sondern die besondere Architektur. Zu den Öffnungszeiten ist immer jemand vor Ort, der Sie Ihnen gerne erschließt.

Pilgerwege


Auch unabhängig von der lila Heideblüte lädt die Landschaft der Lüneburger Heide zu jeder Jahreszeit zum Unterwegssein ein. Zum Beispiel auf dem Jakobusweg. Anhand alter Pilgerrouten wurde dieser Weg in den vergangenen Jahren neu ausgeschildert. Eine Übersicht über die gesamte Route finden Sie hier (pdf). 

Eine besondere Art, biblische Themen zu „begehen“ bieten der Schöpfungsweg und der Auferstehungsweg an, beide befinden sich in der Nähe von Ebstorf.



Klöster


Ebstorf lädt auch zu einem Besuch eines der sechs Heideklöster ein. Das Kloster Ebstorf ist wie die anderen heute ein evangelisches Frauenstift. Die Stiftsdamen werden bei einer Führung erklären, wie aus dem Benediktinerkloster im Zusammenhang mit der Reformation ein Damenstift wurde. Die anderen Heideklöster finden Sie in Wienhausen, das Kloster Lüne bei Lüneburg, in Medingen, Walsrode und Isenhagen.


Heidschnucken


Wer in der Heide unterwegs ist, möchte gerne auch eine der Heidschnuckenherden sehen, denn bei einer solchen Begegnung wird der bekannte Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ ganz besonders plastisch.

Hier gibt es eine Übersicht, wo Sie mit etwas Glück auf diese wichtigen Helferinnen bei der Landschaftspflege treffen können. Außerhalb der Zeit der Heideblüte, nämlich im Frühjahr, gibt es in Amelinghausen ein ganz besonderes Heidschnuckenerlebnis: Immer sonntags im März, April und Mai, der Zeit, wenn die Schnucken lammen, empfängt Schäfer Thomas Rebre Interessierte ab 13.00h am Schnuckenstall in der Kronsbergheide zum „Lämmergucken für alle“. 

Heidschnuckenherde in der Wachholderheide bei Faßberg
Foto: E. Rehn

Montag, 29. Mai 2017

Aus dem Staub gemacht und verduftet

Meine Predigt zu Himmelfahrt 2017


Am Himmelfahrtstag 2017 habe ich beim ökumenischen Gottesdienst in der Oldendorfer Totenstatt gepredigt. Hier mein Text zum Nachlesen.

Da sind wir wieder in der Totenstatt,
diesem uralten Friedhof und feiern das Leben.
Da sitzen wir wieder und blicken zum Himmel,
wie die Freundinnen und Freunde von Jesus dereinst.

Dieser Mensch Jesus mit seinem Himmelsblick
und Himmelsworten und -Taten,
entzieht sich den Freunden damals und uns,
wirkt himmelweit ungreifbar fern.

Wir schauen zum Himmel, so wie die Jünger,
und hören die Frage, warum wir das tun?

Und während die Jünger nach Jesus schauten,
den Auferstandenen, so sehr vertrauten,
schaun wir heute mehr des Wetters wegen.
Denn das Wetter soll passen, hier und heute,
Regen wär blöd am Himmelfahrtstag.

Doch wo nur ist Jesus?
Da oben im Himmel, bei Sonne und Wolken und Sternen??
Natürlich nicht, wissen wir alle,
kennen wir doch seit langem den Unterschied
zwischen Himmel gleich "sky" mit Wolken und Vögeln
und Himmel gleich "heaven", das ist der mit Gott.

Was war da nur los, als Jesus verschwand?
Nach seiner Geburt und kurzem Leben,
nach "alles vorbei" und Stille und Grab?

Wieso geht dieser Jesus, der doch wieder da war,
auferstanden, von Gott auferweckt,
der aß und der trank, sich berühren ließ,
wieso geht der jetzt doch wieder weg?

Wieso_kann der nicht bleiben,
entzieht sich, entgleitet?
Der muss doch nur eben die Welt noch retten, -
aber das hat er ja schon, glauben wir.

Sie schauten zum Himmel, die auf ihn vertrauten,
auf den Freund und den Rabbi, wo ist er nur hin?
Emporgehoben zum Himmel schrieb man später,
doch fühlte es sich damals wohl anders an.

Als würde der Bruder, der Heiler, der Freund,
sich aus dem Staub machen, abhaun, einfach so.
Macht sich aus dem Staub,
aus dem wir gemacht sind,
diesem Staub überall
auf Regalen und Schränken
und auch unterm Bett.

Diesem Staub in der Heide (rieseln lassen)
der unsere Schuhe, zum Fest frisch geputzt,
schon wieder bedeckt nach wenigen Schritten.
Diesen Staub auch zu dem in der Totenstatt,
die einst hier ruhten dann auch wieder wurden.

Aus all diesem Staub scheint sich Jesus zu machen,
der grade die liebte, die Menschen im Dreck.

Der im Staub malte mit seinen Fingern,
als Selbstgerechte all ihre Gesetze
in Stein gemeißelt werfen wollten
auf eine Frau die am Boden schon war,
mitten im Staub.

Dieser Jesus, der Staub nahm und Spucke - igitt -
um damit zu heilen und Augen zu öffnen, dem Blinden und uns.
Dieser Jesus macht sich jetzt
so einfach aus dem Staub?

Was schaut ihr zum Himmel?
fragten damals zwei Männer in weiß Jesu Jünger,
das fragen sie heute auch uns.
Was schaut ihr nach oben, die Musik, die spielt hier,
die Posaunen im Staub der Oldendorfer Heide
und später die Gitarre der Kinder.

Aber wo ist Jesus? fragte da einer.
Wo ist der jetzt hin?
Dieser Jesus, der zurück geht zum Vater,
der ist jetzt zwar weg,
doch auch irgendwie noch da.

Vielleicht, denke ich, passt ein anderes Bild,
eine Redewendung, für einen, der geht,
Der hat sich verduftet, sagen wir manchmal,
und ich nehme das jetzt mal ganz positiv.

Wenn_sich Jesus verduftet, dann bleibt was von ihm,
dann liegt da noch was in der Luft,
nicht greifbar zwar,
aber zweifelsfrei da.

Kein schwerer Duft,
der den Atem verschlägt.
Auch nicht so ein 0 8 15 Parfum
oder 47 11 (sprühen)
immer und überall gleich,
was die einen lieben
und die anderen hassen.

Sondern ein zarter, feiner, individueller Duft,
immer neu und doch so vertraut.
Der bleibt, wenn sich Jesus verduftet.

Wie Maiglöckchen vielleicht und Fliederblüte
oder frisch gemähtes Gras.

Wie Lavendelfeld und Kiefernwald
oder auch der herb-erdige Duft
von heißer Sommerregenluft.
Vielleicht auch wie gelber Rapsfeld-Duft
oder der zartviolette nach Heide.

Jesus-Duft, der vielleicht auch mal nach Kirche riecht
nach Weihrauch oder nach Himmelfahrts-Suppe.

Und es bleibt etwas hängen von Jesu Duft,
so wie wenn ein Lieblingsmensch dich umarmt.
Dann überträgt sich da was
von ihm auf dich,
vom Rasierwasser oder Parfum
und von dem ganz eigenen menschlichen Duft,
das riecht noch den ganzen Tag.

Verduftet hat Jesus sich Himmelfahrt,
und verduftet sich noch immer,
heilsam wie eine Aromatherapie,
eine Duftmedizin für die Welt.

Sein Geist, das feiern wir Pfingsten dann,
ist sowas wie seine Umarmung.
Die uns umgibt und überträgt dabei
diesen Duft des Himmels auf uns.

"Wir sind Christi Wohlgeruch"
schrieb Paulus schon früh den Korinthern
und meint damit heute auch uns.

Verbreiten wir also den himmlischen Duft,
Jesu Parfum auf der Erde:
verschenken, verströmen uns selbst.
Reinigen wie Weihrauch und Myrrhe die Luft,
vertreiben damit den Gestank in der Welt.
den Gestank von Hass und Unmenschlichkeit,
von Selbstsucht, von Geiz und von Gier.

Verbreiten wir Jesu heilenden Duft,
der wie eine tiefe Inhalation
zum Beispiel mit Eukalyptus-Öl
Luft zum neu Durchatmen schenkt.

Verduften wir Jesu gutes Wort in der Welt,
wie den beruhigenden Duft von Orangen,
der hilft gegen Aggressionen und Angst
und ihre Folge: Gewalt.

Da sind wir wieder in der Totenstatt,
diesem uralten Friedhof und feiern das Leben.
Und wenn wir dann gleich
in den Himmel schaun,
den bunten Ballons der Kids hinterher,
dann lautet Jesu Auftrag an Himmelfahrt:
Ihr da auf den Bänken!

Schaut nicht nur rum!
Verbreitet meinen Duft in der Welt.
Steht auf, geht los und verduftet!

Amen.

Sonntag, 30. April 2017

Auferstehung

In der Lüneburger Landeszeitung gibt es in jeder Wochenendausgabe immer eine
"Kleine Andacht", kurze, nachdenkliche Texte von kirchlichen Mitarbeiter_innen aller Konfessionen aus der Region. Die vom 29. April 2017 ist von mir und auch hier zu lesen.


Kleine Andacht zum 29. April 2017


Während meines Theologiestudiums in den 1980er Jahren in Münster erkrankte plötzlich eine meiner Freundinnen schwer. Sie litt unter einer Psychose, wusste nicht mehr, wer sie war und sah Dinge, die nur für sie existierten. Sie war gewissermaßen nicht mehr von dieser Welt.

Zusammen mit ihrem Freund brachte ich sie zu ihrer Ärztin, die sie dann in eine psychiatrische Klinik überwies. Es war Januar. Kalt draußen und für mich gefühlt auch in mir drin. Diese Krankheit fand ich unheimlich. Ich konnte meine Freundin zwar regelmäßig besuchen, aber irgendwie war sie nicht mehr da. Sie war mir so fremd geworden. Und eingeschlossen in einem ganz eigenen Kosmos, den ich nicht betreten konnte.

Sie konnte zwar sprechen, aber über eine mir fremde Welt. Sie wollte Dinge tun, die in meinen Augen keinen Sinn machten. Und als Folge der Medikamente hatte sie auch weniger Kontrolle über ihren Körper. Die, die sie mal war, war nicht mehr da. Das tat mir weh.

Es dauerte drei Monate, bis sie mit Hilfe von Ärzten, Pflegepersonal, Gesprächen und Medikamenten wieder sie selbst war. Entlassen wurde sie im Frühjahr. Die Sonne hatte wieder mehr Kraft und die Natur blühte bunt. Es war kurz vor Ostern, als meine Freundin wieder für sich selbst sorgen konnte und wieder „unsere Welt“ betrat. Zufällig? Für mich nicht.

Sie war wieder da! Für alle erkennbar. Ausgerechnet an Ostern! Zwar noch etwas angeschlagen, das sah man. Aber wieder die, die wir kannten. Das Unheimliche war weg, all das Beängstigende und Fremde. Wir konnten wieder wie zuvor miteinander reden und essen. Sie so zu erleben, machte mich sehr froh und glücklich. Da habe ich etwas von Auferstehung verstanden.

Dienstag, 28. März 2017

Fragen und Ideen zu Gastfreundschaft in der lokalen Kirchengemeinde

Für verschiedene Veranstaltungen zum Thema "Kirche und Tourismus" habe ich eine Liste mit Ideen und Fragen zum Thema Gastfreundschaft erstellt. Darin stehen keine großen Sachen, sondern nur die Basics. Die können aber eine Menge dazu beitragen, dass sich Gäste in einer Kirche und Gemeinde wohlfühlen!


1. Gäste denken in der Regel nicht in kirchlichen Strukturen und nicht konfessionell! Gemeinde- oder Dekanatsgrenzen spielen für sie keine Rolle.
  • Wie finden Fremde zu Kirche, Pfarrbüro, Gemeindehaus?
  • Gäste daraufhin ansprechen
  • Ausschilderung prüfen
  • Wo ist die Adresse veröffentlicht?
  • Homepage aktuell?
  • Adresse(n) bei Gastgebern, Tourist-Info, Nachbargemeinden bekannt?
  • Kennen wir z.B. Gottesdienstzeiten und Ansprechpersonen von Nachbargemeinden, auch der anderen Konfessionen? 


  •  

2. Gäste entscheiden in der Regel spontan!
  • Wie erfahren Gäste von unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen?
  • eigene Medien (Homepage, Schaukasten, …) aktuell halten
  • Plakate, Handzettel, Karten dort platzieren, wo sich Gäste informieren und aufhalten (Tourist-Info, Schwimmbad, Geschäfte, Campingplätze, Gaststätten …)
  • Gästemappe für Hotellerie?
  • wo möglich, persönliche Kontakte zu Gastgewerbe nutzen
  • Kirche(n) und Gottesdienstzeiten bei www.diomira.de eintragen




3. Gäste suchen offene Türen und wollen wahrgenommen werden!
  • Kann die Kirche regelmäßig geöffnet werden?
  • Wie erfahren Gäste von den Öffnungszeiten?
  • Gibt es Ansprechpersonen in der Kirche (Kirchensitter)?
  • schriftliche Kirchenführer, Kunstführer, Sehhilfen: um sich Kirche selbst zu erschließen
  • Können Kirchenführungen angeboten werden?
  • Zusammenarbeit mit Gästeführer_innen möglich? Welche Infos brauchen die?
  • Wie einladend sieht unsere Kirche aus? (aktueller(!) Schriftenstand, frischer Blumenschmuck, soll Musik laufen? Kann man Kerzen anzünden?
  • Schaukastengestaltung!
  • Gäste in Gottesdienst ggf. extra begrüßen
  • ggf. liturgische Texte in mehreren Sprachen vorhalten (Download kath. liturgischer Texte z.B. unter http://www.virc.at/texte/texte_d.htm)
  • auch wenn es zum 100.000sten Mal ist: zu selbstverständlichen Veranstaltungen wie z.B. „Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst“ explizit einladen


  •  

4. Gäste freuen sich über Bekanntes und Neues in der Fremde!
  • Gesicht zeigen z.B. bei Gästebegrüßung des Ferienortes
  • als Kirche bei lokalen Festen mitmachen
  • sich in bestehende Aktionen einklinken (z.B. Tag des Denkmals)
  • bewusste Gestaltung der Gottesdienste (Will ich Gäste in das einbinden, was bei uns üblich und vielleicht besonders ist? Will ich ihnen ein heimisches Gefühl durch besonders viel Traditionelles vermitteln? Was bedeutet die Entscheidung für die heimische Gemeinde? …)




5. mögliche extra (nicht nur) für Gäste angebotene Veranstaltungen:
  • Kirchenführungen, Friedhofsführungen, Besichtigung des Kirchturms
  • Ausstellungen
  • Konzerte
  • besonders gestaltete Gottesdienste oder Familiengottesdienste
  • Kinder-Bibelwochen/RKW
  • meditative Wanderungen, Nachtwanderungen, Pilgerwege
  • kreative Angebote zum Jahreskreis (Osterkerze gestalten, Sterne falten, ein Kreuz aus/mit Strandgut/Naturmaterial gestalten, …)




Mit Spaß an die Ideen gehen!
Eigene Begabungen, Interessen, Hobbys ins Spiel bringen!

Alles steht und fällt mit genügend Leuten, die es mittragen!
Sich nicht überfordern!
An eigene Urlaubserfahrungen mit Kirche anknüpfen!
Ökumenisch arbeiten!

Mit dem punkten, was vorhanden ist: mit Gebäuden und Menschen!

(Andrea Rehn-Laryea, Katholische Urlauberseelsorge in der Lüneburger Heide)

Mittwoch, 22. März 2017

Jesu Begegnung mit der Frau am Jakobsbrunnen


Katechese im Familiengottesdienst am 18. März 2017 in St. Godehard, Amelinghausen


(Das Evangelium wurde in der Version des Weltgebetstags von 2014 mit drei Rollen vorgetragen.)

A: Bitte einmal den Arm heben: Wer hat heute schon irgendetwas mit Wasser zu tun gehabt? (ganz sicher alle alle) - Dachte ich mir: alle!

B: Auch wenn das so selbstverständlich erscheint, lassen Sie uns mal zusammentragen, wofür wir alles so im Alltag Wasser brauchen. Da dürfen Kinder und Erwachsene machen! Wofür brauchen wir Wasser?

(ggf. ergänzen: duschen, baden, waschen, Wäsche waschen, Geschirr abwaschen, Auto waschen, trinken, kochen, Blumen gießen, Tiere tränken,...)

Das ist ganz schön viel! So wichtig ist Wasser!

A: In der Geschichte eben ging es um das Wasser-Trinken. Weil man Durst hat, wenn es heiß ist. So hat es zumindest die Frau gemeint. Da hat Jesus, der Mann am Brunnen, darauf hingewiesen, dass es nicht nur solchen Durst gibt, bei dem die Zunge trocken wird, sondern noch einen anderen. Den Begriff „Durst“ brauchen wir nämlich auch in einem anderen, übertragenen Sinn.

B: Unser Körper kann Durst haben, aber auch unser Inneres, unsere Seele. Damit wir innerlich nicht verdursten, brauchen wir zum Beispiel Liebe.

A: Und wir brauchen auch Vertrauen und das Gefühl, dass wir jemandem wichtig sind. Wir brauchen andere, die uns trösten und in den Arm nehmen, wenn wir traurig sind.

B: Wir brauchen andere Menschen, zum Beispiel unsere Familie, aber auch Freundinnen und Freunde, Klassenkameradinnen und Kollegen, gegen unseren Durst nach Gemeinschaft.

A: Wusstest du, dass wir in unserer Kirche auch Wasser haben?

B: Ja, klar: Im Gemeindehaus in der Küche, auf den Toiletten und in der Sakristei. Zum Händewaschen und Blumen gießen.

A: Ich meine noch ein anderes Wasser. Hat jemand eine Idee welches?

B: Wir haben hier vorne das Taufbecken, aber da ist nur dann Wasser drin, wenn jemand getauft werden will. Aber am Eingang, da ist immer Wasser.

A: Genau: Im Weihwasserbecken. Damit bekreuzige ich mich immer, wenn ich in die Kirche komme und erinnere mich ganz kurz daran, dass ich getauft bin.

B: Und dann gibt es hinten noch mehr Wasser, von dem viele gar nichts wissen. Wie bei der Frau am Jakobsbrunnes ist es in einem Krug. Wer mag, kommt mal mit nach hinten, um sich das anzuschauen. Alle anderen müssten sich mal eben kurz in den Bänken umdrehen und nach hinten gucken.

(Zum Krug mit Weihwasser gehen. Wenn niemand mitkommt, nur Team.)

A: Hier hinten in der Ecke steht immer ein Krug mit Weihwasser. (mit Kännchen schöpfen) Jedes Jahr in der Osternacht wird es geweiht. Und wenn es irgendwann leer ist, auch zwischendurch noch einmal neu.

B: Damit füllen wir zum Beispiel das Weihwasserbecken neu, wenn dort das Wasser verbraucht ist.

A: Es gibt auch Leute, die haben Zuhause ein kleines Weihwasserbecken, um sich zu Hause an ihre Taufe zu erinnern. Die dürfen sich von diesem Wasser mitnehmen.

B: Das Tolle an diesem Weihwasser ist: es bringt ganz vieles zusammen, worüber wir eben geredet haben. Es ist ein Krug. Und erinnert uns an die Frau am Jakobsbrunnen, die dort Wasser schöpfen wollte. Damit sie selber davon trinken konnte. Und ihre Tiere. Und das Gemüse wollte sie auch gießen.

A: Ja, genau. Ich kann dieses Wasser anfassen und fühlen, wie kühl und nass es ist. Es ist echtes Wasser. H2O. Nur trinken würde ich es nicht so gerne, weil es hier schon so lange steht.

B: Aber dieses Weihwasser erinnert uns auch an das lebendige Wasser, von dem Jesus am Brunnen gesprochen hat: An das Versprechen Gottes, dass er uns alles das gibt, was wir dringend für uns innen drin brauchen.

A: Weil wir getauft sind, erinnert uns das Weihwasser hier und in den Weihwasserbecken daran, dass Gott verspricht: Ich bin für dich da. Wenn du allein bist, bin ich da und stille deinen Durst nach Gemeinschaft. Wenn du traurig bist, merke ich das. Vielleicht merkst du auch, wie ich dich tröste. Ich habe dich lieb. Immer. Was auch passiert. Ich bin da. Ich bin für dich da. In dir drin will ich sprudeln, wie eine Quelle. Immer.

B: Und guck mal: Hier steht noch ein Krug. Ein kleiner aus Glas mit frischem Trinkwasser. Lass uns den mit nach vorne nehmen. Davon können wir später trinken. Und uns erinnern, was Jesus über sein lebendiges Wasser gesagt hat.

A und B: Amen.

(Auf jede der anschließenden Fürbitte wurde mit: "Gott, stille ihren Durst" geantwortet und Wasser in Trinkgläser gegossen. Nach dem Segen wurde gemeinsam Wasser getrunken.) 

Mittwoch, 1. März 2017

#Weltgebetstag 2017: Meditation zum Titelbild aus den Philippinen

Zum Bild „Ein flüchtiger Eindruck der Situation in den Philippinen“ von Rowena Apol Laxamana-Sta.Rosa.


Schau dir das Bild an.
Lass dir Zeit.

Bunt ist es,
sehr bunt
mit vielen Details.
© Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V
Zu sehen sind
viele Szenen aus dem Alltag
der Menschen auf den Philippinen.

In der Mitte des Bildes:
groß und dominant
eine Frau mit rotem Rock
mit schwarzem wehendem Haar.

In der linken Hand hält sie
eine Waage
mit einem Kreuz.
Die Waage ist nicht im Gleichgewicht.

Mit ihrer rechten Hand
bedeckt die große Frau ein Auge.
Etwas Weißes weht durch ihr Gesicht.
Silbrig-weiße Haare?
Ein Band? Oder ein Tuch?

Das andere Auge ist geöffnet
und schaut uns an.

Über ihren Kopf ein gelber Kreis.
Eine Sonne?
Oder … ein Heiligenschein???

Die große Frau in der Mitte steht auf etwas Grünem:
einem riesigen Bananenblatt.
Getragen wird es von drei Frauen
in bunten Kleidern
und ohne Gesicht.
Eng sind sie miteinander fair-bunden,
tragen so die schwere Last.

Das Bananenblatt ist auch wie ein Tischtuch.
Links eine Frau mit Kind.
Vor ihr ein graues Fischgerippe.
Davon wird niemand mehr satt.

Rechts eine Frau mit einer Reisschale
und Nahrungsmitteln in Hülle und Fülle.
Ein Ungleichgewicht,
wie schon bei der Waage.

In der Mitte ein Kelch.
Vielleicht Brot?
Und Fisch.
Es erinnert mich an Bibelgeschichten.
Und an das Abendmahl.
Für Arme und Reiche.
Für alle.


Viele kleine Alltagsdetails
links und rechts oben im Bild.
Links oben ein Kind mit einem Buch.
Es liest, es darf lernen.

Um es herum graue Häuser einer Stadt.
Müllberge, rauchende Fabrikschlote.
Darunter ein Bagger,
ein Weg führt in den Berg.
Männer bei der Arbeit.

Auf der rechten Seite ist viel mehr Grün.
Reisterrassen werden beackert.
Ein Vulkan ist dort auch,
steht für fruchtbares Land
aber auch Gefahr.

Blau fließt dort Wasser, das Meer.
Ein rotes Boot ist zu sehen
und eins mit Fischernetz.

Stadt und Land,
Vulkane und Meer,
arm und reich,
Kinder und Erwachsene,
Männer und Frauen.
Ungerechtigkeit und Fairness:
All das auf einem Bild
von den Philippinen.

Montag, 20. Februar 2017

W@nder – Konferenz über das Geschenk, nicht hinein zu passen

Um was ging es?


Am 14. und 15. Februar 2017 war ich in Hannover bei der Konferenz w@nder. Angesprochen hatte mich, dass es darin um dieses Fremdsein in der Kirche gehen sollte, von Leuten, die sich dennoch stark mit ihr verbunden fühlen, etwas von ihr oder für sie wollen. Den Ausdruck und die Perspektive des „gift of not fitting in“, des Geschenks oder der Gabe, nicht hinein zu passen, fand ich sehr spannend. Und so traf ich mich zusammen mit ca. 120 weiteren W@ndernden aus der katholischen und der evangelischen Kirche sowie verschiedenen Freikirchen in der Hannoveraner Eisfabrik. Eine Dokumentation darüber findet sich auch hier.

Wie es anfing 


Vor Ort wurde mit der Symbolik rund um eine Bergwanderung gespielt. So hatten die Konferenzräume in der Eisfabrik Namen wie Gletscher, Hochebene, Schlucht und Hütte. In letzterer gab es einen angedeuteten Wald. Es brannte sogar ein Kaminfeuer auf einem Bildschirm, echte Holzscheite lagen daneben und es stand dort … ein Feuerlöscher! Man kann schließlich nie wissen!

W@ndernde Gedanken


Ich bin empfänglich für solche Details und während der ersten Interviews des Abends machte ich mir so meine Gedanken über den Raum, das „Feuer“ und den Feuerlöscher. Ein Feuer, das brennt aber nicht verbrennt erinnert mich nun mal an den brennenden Dornbusch. Mose hatte ihn beim Schafe hüten entdeckt und genau dort etwas Wesentliches von Gott verstanden.

Der Feuerlöscher


Und nun waren hier 120 Kirchenleute, potentiell sollten da Gotteserfahrungen/ -begegnungen nicht ausgeschlossen sein. Aber da war auch dieser Feuerlöscher. Für mich der Hinweis darauf, dass es in der Regel nicht so einfach ist, ein neues Feuer zu entfachen und am brennen zu halten. Es wird immer welche geben, die dies für eine Gefahr halten könnten. Dieser Feuerlöscher-Aspekt, eine nicht zu verleugnende kirchliche und gesellschaftliche Realität, kam mir bei den Gesprächen, an denen ich beteiligt war, ein wenig zu kurz.

Thematischer Einstieg


In der Hütte standen aber auch zwei Sofas mit Leuten drauf, die an diesem ersten Abend von ihren positiven Erfahrungen als Pioniere erzählten. Die Projekte waren zweifellos interessant, ließen mich aber etwas ratlos zurück. Was sollte ich damit anfangen? Solche Projekte gibt es viele. Kirchen- und Katholikentage sind voll davon.

Pioniere


Auch am nächsten Morgen wurden zwei Projekte vorgestellt, die sich aus der jeweils persönlichen Erfahrung, „nicht hinein zu passen“ erfolgreich entwickelt hatten. Mit dem englischsprachigen tat ich mich trotz Dolmetscher schwer. Ich brauche einfach etwas länger, um wieder ins Englische hinein oder mit einer Übersetzung klar zu kommen. Viel Neues war für mich nicht dabei, und wenn doch, dann schien ich die einzige unter lauter Wissenden gewesen zu sein. (z.B.: Was hat es mit diesem ominösen „Start with why“ auf sich, was offensichtlich alle selbstverständlich kannten? Inzwischen hab ichs gegooglet.)

Seilschaften und Routen


Am gewinnbringendsten fand ich die „Seilschaften“ und „Routen“, kleinere Gruppen, in denen intensiv miteinander über das gesprochen werden konnte, was die Teilnehmenden bewegte. Spannende Leute habe ich dabei kennengelernt, teilweise gar nicht weit weg von meinem Zuhause und mit ähnlichen Interessen. Vielleicht wächst da ja etwas aus dem einen oder anderen Erstkontakt.

Twitter-Klassentreffen


Gefreut habe ich mich auch, so vielen Tweeps von meiner Twitter-Timeline live und in Farbe begegnen zu können. Das gab mir gleich ein Gefühl der Vertrautheit. Und meine Timeline ist noch weiter gewachsen …

Me not fitting in


Befremdlich fand ich allerdings auch so einiges und habe damit das Konferenz-Thema sozusagen verinnerlicht. Sowohl im großen Rahmen als auch in den kleinen Gesprächsgruppen gab es anscheinend eine unausgesprochene Übereinkunft, es habe bei allen Pionier-Ideen grundsätzlich immer um Gemeindegründungen und um Gemeindeaufbau zu gehen. Von der Gründung einer Hausgemeinde neben der lokalen Kirchengemeinde war z.B. konkret die Rede. Immer aber sollten Leute, wie auch immer, dazu bewegt werden, sich einer Gemeinschaft anzuschließen.

Sogar mein eigener Routenvorschlag, über das Unterwegssein an sich, seinen ihm innewohnenden Sinn, seine mögliche theologische und geistliche Dimension am Beispiel von (Gemeinde-) Ausflügen, Nachtwanderungen oder Geocaching sollte unter der offiziellen Überschrift „Wo fängt Gemeindegründung an? Von Geocaching und Nachtwanderungen“ für das Thema Gemeindebildung vereinnahmt werden. (Hat zum Glück nicht geklappt. Es gab ein paar andere, die auch im Unterwegssein Zuhause waren.)

Menschen begegnen und begleiten muss nicht in Bindung enden


Aber ist es sinnvoll, das Ziel zu verfolgen, Leute an eine Gemeinde/Gemeinschaft binden zu wollen? Ist da nicht (wie ich es für meine Route formulierte:) das Ziel im Weg? Mir geht es bei meiner Arbeit und auch sonst, wenn religiöse oder kirchliche Themen ins Gespräch kommen, erst mal und vor allem um den oder die einzelnen Menschen, mit denen ich da zu tun habe. Um ihr Leben, ihre Fragen, Erlebnisse, Sorgen, vielleicht auch ihren Glauben – in aller Freiheit. Wenn sich daraus Interesse an weiterem Kontakt und/oder an Gemeinde entwickelt: ok, aber nicht vorrangiges Ziel.

Denn: so wichtig Gemeinschaft für die Weiterentwicklung des eigenen und des gemeinsamen Glaubens auch sein mag: sie ist nicht für jede und jeden von solch großer Bedeutung wie für die, die sich einer solchen verbunden fühlen. Das gilt es zu respektieren, auch im Bereich der Kirchen, finde ich. Ich weiß, dass ich mit dieser Ansicht wiederum andere befremde.

Gemeinsame und (wieder) getrennte Wege


Gemeinsam ein kurzes Stück unterwegs sein, und dann trennen sich die Wege wieder: genau das haben wir doch auch bei w@nder gemacht. Und befinden uns damit in guter biblischer Tradition. Kaum vorstellbar, ALLE Zuhörerinnen und Zuhörer der Bergpredigt wären dem Wander(w@nder?)prediger Jesus in einem riesigen Rudel durch die Lande gefolgt! Wer hätte diese Horde dann wohl noch zu Gast haben wollen?!

Sie gingen vielmehr zurück in ihren Alltag. Genauso wie die Geheilten und Aufgerichteten, die dann doch nicht gesteinigte Frau und die am Jakobsbrunnen. Ihr Leben hatte sich radikal verändert. Davon erzählten sie überall. Aber von der Gründung von religiösen Selbsthilfegruppen habe ich in den Evangelien bislang nichts gelesen.

Aus meiner Pilgererfahrung weiß ich, jeweils beide sind gleich wichtig: Die, die unterwegs sind und sich auf Neuland begeben und die, die an einem Ort bleiben und daher anderen Gastfreundschaft anbieten können. Die, die sich vergesellschaften und die, die für sich bleiben.

Abschlussgottesdienst mit Zeichenhandlung


Was mit einem Gespräch am virtuellen Kamin begann, endete an gleicher Stelle mit einem ökumenischen Gottesdienst. Dabei wurden nach der Predigt alle aufgefordert, zwecks eines erfrischenden „sakramemoralen Kneipens“ nach der W@nderung Schuhe und Strümpfe auszuziehen und durch Behälter mit Wasser zu gehen.

Da wurde für mich rund, was mit dem Dornbusch-Bildschirmfeuer begonnen hatte. Damals bei Mose gings zwar weder um Wasser noch um Fußwaschung, beides kommt bekanntlich später, aber auch er wurde aufgefordert: "Zieh deine Schuhe aus." Denn: "Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land." So ist das: Auch wenn ich noch nicht wirklich greifen kann, was ich von w@nder mitnehme: Göttliches (was für ein großes Wort! Ich hab aber nix anderes) ist eben un-be-greifbar. Aber irgendwie haben wir sowas wie heiligen Boden betreten.

Update (21.02.2017):


Ein sehr fundierter Artikel, der meine Anfrage vertieft, ob es kirchlicher Arbeit immer im Gemeindeaufbau und Gemeindegründungen gehen muss, wurde eben auf Dei Verbum unter der Überschrift "Hat Jesus Gemeinde gewollt?" veröffentlicht. Sehr lesenswert!

Unterwegskalender - Vorwort

Wie im Advent an jedem Tag ein Text-Türchen.

Für Urlaubs- und Lebensreisen,

unterwegs und zu Hause,

auf fremden und vertrauten Wegen,

draußen und drinnen.

Jeden Tag im Juli und August

ein kleiner Gedanke zum Mitnehmen

in der virtuellen Hosentasche

auf den Urlaubs- oder Alltagsweg.