Donnerstag, 19. Juni 2014

"Kleine Andacht" zu Fronleichnam

Zum heutigen Fronleichnamstag habe ich für die Lüneburger Landeszeitung die "kleine Andacht" geschrieben. Vielleicht hat auch online der eine oder die andere Freude daran, sie zu lesen!
Sehnsuchtsbrot
Brot ist in unserem Kulturkreis etwas sehr Alltägliches. Gerade unser Land ist bekannt für sein besonders gutes Brot und seine Vielfalt. So haben wir den Luxus, uns zwischen den verschiedensten Sorten unser "Lieblingsbrot" auswählen zu können. Wer dagegen in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgewachsen ist, weiß noch, wie wichtig Brot ist gegen richtig quälenden Hunger.

Trotz unserem heutigen Nahrungsüberschuss habe ich den Eindruck, wir sind nicht wirklich "satt". Andere Formen des "Hungers" treten in den Vordergrund. Hunger nach Zuwendung, Wertschätzung, Orientierung, Erfolg, Freiheit oder Unabhängigkeit zum Beispiel. Es scheint so, als könnten wir davon überhaupt nicht genug bekommen, als könnten wir nie wirklich "satt" werden.

Für manche gläubige Menschen gibt es eine weitere Art von "Hunger": die Sehnsucht, Gott nahe zu sein, sich in seiner Nähe geborgen zu fühlen und dadurch Kraft zu bekommen für die Herausforderungen des Alltags. Wir Christinnen und Christen haben Zeichen, die uns deutlich machen, dass Gott da ist. Eines dieser Zeichen ist Brot und geht auf Jesus direkt zurück. Auch er hat Brot gegessen, zusammen mit seinen Freundinnen und Freunden, auf Festen und bei anderen Gelegenheiten mit vielen Menschen.

Jesus wusste um den Lebenshunger der Menschen zu jeder Zeit. Diesen innerlichen Hunger wollte und will er stillen. Von sich selber sagte er daher: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Er bietet sich uns an als ein besonderes Brot für unseren vielfältigen Lebenshunger.

Am Donnerstag feiert die katholische Kirche Fronleichnam. Ein ganz kleines Stück Brot wird dann öffentlich durch Lüneburg und in vielen anderen Städten durch die Straßen getragen, kaum zu erkennen in einem goldenen Gefäß, begleitet von vielen Menschen. So wird öffentlich das Vertrauen und die Erfahrung gezeigt, dass dieser Jesus so etwas sein kann wie Brot: ein kostbares, kraftspendendes Lebens-Mittel. Und dass er jemand ist, in dessen Nähe ich eine Ahnung davon bekommen kann, was es heißt, "satt" zu sein, in einem umfassenden Sinn. Eine solche Erfahrung wünsche ich Ihnen - auch wenn sie weder katholisch sind, noch einer christlichen Kirche angehören - am Fest Fronleichnam!


Unterwegskalender - Vorwort

Wie im Advent an jedem Tag ein Text-Türchen.

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