Montag, 20. Juli 2015

Gottesdienst und Meditation

Zu einem neuen Gottesdienstformat für die Kreuzkirche lädt Pastor Bernd Skowron nicht nur Menschen vom Bockelsberg ein, sondern aus Stadt und Landkreis [Lüneburg, Anm.d.Red.]. Am kommenden Sonntag um 10 Uhr in der Röntgenstr. 34 „wird nicht ein bisschen meditativ Gottesdienst gefeiert,“ erklärt Bernd Skowron, „es soll viele Momente der Stille geben, in denen jeder bei sich selbst und vor Gott ankommt, der sich darauf einlassen möchte.“ Statt einer Predigt wird er Texte von Theologen wie Sören Kierkegaard, Franz von Sales oder Lothar Zenetti kommentieren und danach den Raum für Stille öffnen. Die Konzertpianistin Maria A. Hörner musiziert am Steinway-Flügel.
Kollege Bernd Skowron, Pastor und Meditationsbeauftragter aus Lüneburg, bat in einer Mail um Weitergabe dieser Information. Das mache ich sehr gerne!

Freitag, 17. Juli 2015

Hautnah dabei

(Dieser Text ist die ungekürzte Fassung für die Radioandacht "Himmel und Erde" am 17. Juli 2015 um 09.20h auf NDR 1, Radio Niedersachsen.)

So soll die Lüneburger Heide aussehen: Unter blauem Himmel eine lila blühende Landschaft. Ein paar Wacholder dazwischen. Birken rechts und links am Weg. Hin und wieder ein Findling. Und natürlich eine große Heidschnuckenherde mit Hütehunden und Schäfer oder Schäferin.

Dabei gibt es nur wenige wirklich große Heideflächen und noch weniger Heidschnucken-Herden. Finanziell lohnt sich der Aufwand kaum. Für die Landschaftspflege sind die Schnucken allerdings äußerst wichtig: Sie halten die Heide kurz und fressen junge Bäumchen. Außerdem zerreißen sie mit ihren Beinen die Spinnennetze im Heidekraut. So können die Bienen Nektar sammeln.

Mit etwas Glück trifft man auf eine solche Schnuckenherde. Am Wilseder Berg hatten wir mit einer Frauenpilgergruppe einmal ein ganz besonderes Erlebnis. Ein kleines schwarzes Lamm hatte sich verlaufen. Es lief durch die Heide und blökte jämmerlich nach seiner Mutter. Ein paar Einheimische versuchten es einzufangen. Aber sie hatten keine Chance. Das Lamm war einfach zu schnell. Immer weiter lief es in die Heide hinein. Um das Lamm nicht noch stärker zu verschrecken, sollte unsere Pilgergruppe stehen bleiben.

Der Schäfer war bereits informiert. Die Herde war allerdings noch weit entfernt. Wir mussten also warten. Irgendwann konnten wir die Herde hören. Erst leise, dann immer lauter. Plötzlich war das Lamm völlig verändert. Es blökte wie schon zuvor. Aber jetzt bekam es eine Antwort. Das Lamm wollte nur noch … zu seiner Schnuckenmutter. Bald schon lief es seiner Herde entgegen und verschwand mittendrin.

Durch dieses Erlebnis hatten wir mit unserer Pilgergruppe viel Zeit verloren. Aber das war es wert. Hautnah hatten wir ein Gleichnis Jesu … miterlebt. Ein Hirte war tatsächlich mit seiner ganzen Herde umgekehrt, um ein kleines, verlorenes Schaf wieder einzusammeln. Das war ein Gänsehautmoment. Auch ein Wort aus dem 23. Psalm war plötzlich ganz aktuell: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Wenn schon der Schäfer einer Schnuckenherde sich so gut um seine Tiere sorgt, um wie viel mehr dürfen wir dies Gott zutrauen!

Doch nicht nur Schäfer und Schäferinnen sind Hirten im Sinn der Bibel: Da sorgen sich Eltern um ihre Kinder. Lehrerinnen und Lehrer um ihre Klassen. Wie der gute Hirte kümmern sich Menschen umfänglich um jene, die ihnen anvertraut sind. Sie sind sogar bereit, hinterher zu laufen, wenn jemand einen falschen Weg eingeschlagen hat. Auch wenn das Zeit und Energie kostet. Aber nur so wird Leben möglich oder sogar gerettet.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Eine Kraftquelle

(Dieser Text ist die ungekürzte Fassung für die Radioandacht "Himmel und Erde" am 16. Juli 2015 um 09.20h auf NDR 1, Radio Niedersachsen.)

Zwischen Bispingen und Amelinghausen liegt der kleine Ort Schwindebeck. Hier entspringt ein kleiner Fluss: der Schwindebach. Kaum jemand kennt Schwindebeck. Hier wohnen nur wenige Leute. Auch vom Schwindebach wissen nur wenige. Er ist nicht einmal 5 km lang und trotzdem etwas ganz Besonderes: seine Quelle ist die zweitgrößte in Niedersachsen!

Ich bin gerne an der Schwindebachquelle. Sie sieht aus wie ein kleiner Tümpel mitten im Wald. Das Wasser ist kristallklar. Die drum herum stehenden Bäume spiegeln sich auf der ruhigen Wasseroberfläche. Auf dem sandigen Grund wachsen nur einzelne Algen. Sie sehen aus wie im Wasser treibende, braune Wattebäusche. Um die Quelle herum wächst viel saftiges Grün. Die Quelle selbst ist still, nur der Bach, der hier entspringt, plätschert leise.

Ich schaue auf die Schwindequelle und bin immer wieder fasziniert: Unter der Wasseroberfläche sprudelt das Wasser sichtbar aus dem Boden. Dort sieht es fast so aus, als würde der Sand unaufhörlich kochen. Mehr als 20 Badewannen könnte man jede Minute mit dem Quellwasser füllen. Allerdings wäre es sehr unangenehm, darin zu baden: das Wasser ist kalt und hat das ganze Jahr über eine Temperatur von nur 9°.

Viele Leute kommen immer wieder gerne an diesen besonderen Ort. Sie verlassen wie ich ihren turbulenten Alltag für ein paar Minuten, um der Quelle beim Sprudeln zuzusehen. Hier kann ich gut ruhig werden und nachdenken. Oder einfach nur schauen. Hier kann ich innerlich auftanken und mich erfrischen lassen. Einfach nur da sein.

Beim Blick ins Wasser erinnere ich mich an Menschen, mit denen ich schon hier war. Mit einer Pilgergruppe haben wir uns hier an unsere Taufe erinnert. Und mit einer Freundin aus Wien habe ich an der Quelle geschwiegen. Es sind schöne Erinnerungen, wenn ich an der Schwindebachquelle stehe. Sie geben mir Energie für meinen Alltag. Und so ist dieser kleine Tümpel im Wald für mich mehr, als nur eine beliebige Stelle, an der eben Wasser aus der Erde sprudelt. Dieser kleine, stille Ort ist für mich zu einer Kraftquelle geworden.

Überall gibt es solche Orte, die Menschen Kraft geben. Unterschiedlichste Stellen laden ein zum Innehalten und Auftanken. Etwa die Bank im Park mit Blick auf den Springbrunnen. Der stille Augenblick in einer Kirche oder der Liegestuhl im Garten. Einen solchen Ort und einen Moment wie an der Schwindebachquelle, einen Platz an dem Sie aufatmen und auftanken können: den wünsche ich Ihnen!

Mittwoch, 15. Juli 2015

Die Hillige Eeke

(Dieser Text ist die ungekürzte Fassung für die Radioandacht "Himmel und Erde" am 15. Juli 2015 um 09.20h auf NDR 1, Radio Niedersachsen.)

Wer in der Heide mit offenen Augen unterwegs ist, wird manchen beeindruckenden Baum entdecken. In Müden an der Örtze steht zum Beispiel die „Hillige Eeke“, die heilige Eiche. 20 Meter ist sie hoch. In einem Wohnhaus müsste man in den 8. Stock steigen, um über sie hinweg sehen zu können. Und dick ist sie! Als Kinder haben wir uns an den Händen gehalten, um einmal um sie herum zu fassen. Dafür brauchten wir mindestens 5 oder 6 große und kleine Leute. 600 Jahre soll sie alt sein. Als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, war sie also schon etwa 100 Jahre alt.

Die Hillige Eeke hat eine mächtige Krone. Gewaltige Äste strecken sich in den Himmel. Bei Regen wird man darunter kaum nass. Wie riesig ihre Wurzeln sind, kann man nur ahnen. Diese Eiche wirft so schnell kein Sturm um!

Hier an der Hilligen Eeke verstehe ich gut, dass Menschen mit Bäumen verglichen werden. Wie eine starke Eiche brauche ich feste Wurzeln, um die Stürme des Lebens gut zu überstehen. Meine Familie, meine Freundinnen und Freunde können solche Wurzeln sein, die mir Halt geben. Gläubige Menschen sagen manchmal: „Ich bin verwurzelt in meinem Glauben an Gott. Und ich gehöre zu einer Gemeinschaft. Im besten Fall werde ich von ihr mitgetragen. Das gibt mir Kraft.“

Mit starken Wurzeln können Bäume und Menschen gut wachsen. Manchmal bricht im Sturm ein Ast vom Baum. Uns Menschen trifft ein Schicksalsschlag. Dennoch: die Lebenskraft aus den Wurzeln heraus bleibt erhalten. Selbst ein Baumstumpf kann noch austreiben.

Ein Baum verbindet Himmel und Erde mit seinen Wurzeln und seiner Krone. Auch das ist ein Symbol für uns Menschen: Wir orientieren uns an etwas Höherem. Wir streben nach dem, was uns wichtig ist. Gläubige richten ihr Leben aus auf Gott.

Der Prophet Jeremia schreibt in der Bibel: „Gesegnet ist jede Frau und jeder Mann, die auf Gott vertrauen und deren Rückhalt Gott ist. Sie sind wie Bäume, am Wasser gepflanzt, zum Wasserlauf strecken sie ihre Wurzeln hin. Dass Hitze kommt, fürchten sie nicht, sie behalten ihr Laub. Auch in einem Dürrejahr sind sie ohne Sorge, sie hören nicht auf, Frucht zu tragen.“ (BigS)

Achten Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang doch mal auf Bäume. Möglicherweise entdecken Sie auch so ein mächtiges Exemplar wie die Hillige Eeke in Müden an der Örtze. Aber auch bei jedem anderen Baum können Sie sich fragen: Was sind meine Wurzeln? Was trägt mich? Und wohin möchte ich wachsen?

Dienstag, 14. Juli 2015

Bienen in der Kronsbergheide

(Dieser Text ist die ungekürzte Fassung für die Radioandacht "Himmel und Erde" am 14. Juli 2015 um 09.20h auf NDR 1, Radio Niedersachsen.)

Noch etwa zwei Wochen, dann ist es wieder so weit: Die Heide blüht! Viele Leute verbringen dann gerne einen Tag in der weiten, violetten Landschaft. Sie wandern oder fahren mit dem Fahrrad durch die sanften Hügel. Sie reiten oder schaukeln mit einer Kutsche über die sandigen Wege.

Ohne Auto wirkt die Landschaft intensiver: Der Wind streift die Haut. Die Augen freuen sich am Violett. Lerchen und andere Singvögel geben ein kostenloses Konzert. Und mit einer guten Nase kann ich sogar den zarten Duft der Heideblüten erschnuppern. Dieser süße Duft lockt unzählige Bienen und andere Insekten an. Besonders im Spätsommer finden sie hier reichlich Nektar. Ganze Bienenvölker werden deshalb gezielt in die Heide gebracht.

In der Kronsbergheide bei Amelinghausen kann man einen Bienenstand mit mehreren Bienenstöcken sehen. In sicherem Abstand, vom Weg aus. Die Bienen produzieren hier im August und September den etwas herben Heidehonig für ein leckeres Frühstücksbrötchen oder den Tee.

Bienen sind fleißig. Für ein einziges Glas Honig müssen sie fast zwei Mal um die Erde fliegen. Sie sammeln mühsam von Blüte zu Blüte. Machen Bienen eigentlich auch mal Pausen? Klar, sie schlafen sogar. Junge Bienen arbeiten im Bienenstock. Sie machen oft kleine Nickerchen. Die älteren Bienen dagegen sind viel unterwegs. Im Bienenstock schlafen sie meist länger an einem Stück.

Bienen können ihre Kräfte sehr gut einteilen. Bevor sie zu einem Sammelflug aufbrechen, fressen sie genug. Das reicht, bis sie wieder Nektar sammeln können. Davon ernähren sie sich zum Teil auf dem Rückflug. Aber den Überschuss bringen sie nach Hause. Davon nimmt dann der Imker und füllt ihn für uns in Gläser.

Von den Bienen können wir lernen: Auch wir Menschen müssen unsere Kräfte gut einteilen. Wir brauchen Energie: nicht nur für den Körper, sondern auch für Geist und Seele. Wir brauchen regelmäßige Pausen im Alltag. Dann reicht die Kraft. Vielleicht bleibt sogar noch etwas übrig. Dann kann ich sie anderen weiter geben. Zum Beispiel bei einer ehrenamtlichen Aufgabe. Auch von Jesus wird immer wieder erzählt, dass er sich zurück gezogen hat. Alleine oder mit seinen Jüngerinnen und Jüngern tankte er auf in der Abgeschiedenheit.

Und wenn gerade keine Zeit ist für eine ausgiebige Pause? Dann gibt vielleicht ein Löffel mit Heidehonig einen kleinen Kraft-Kick. Und schenkt eine Ahnung von dem wundervollen Land, das die Bibel uns verspricht: Ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

Montag, 13. Juli 2015

Was Kirchen erzählen

(Dieser Text ist die ungekürzte Fassung für die Radioandacht "Himmel und Erde" am 13. Juli 2015 um 09.20h auf NDR 1, Radio Niedersachsen.)

In der Lüneburger Heide haben wir viele schöne Kirchen. Uralte kleine Feldsteinkirchen, wie St. Magdalenen in Undeloh und große alte Backsteinkirchen, wie die Stadtkirche in Celle. Aber auch neuere Kirchen lohnen einen Besuch. Die meisten wurden errichtet für die Katholikinnen und Katholiken, die nach Flucht und Vertreibung in der Lüneburger Heide eine neue Heimat gefunden hatten.

Die katholische Kirche St. Marien in Egestorf ist eine dieser Kirchen. Sie besitzt keine berühmten Kunstgegenstände. Auch kein Gold und Glitzer. St. Marien ist eher unscheinbar. Aber sie hat viele bunte Glasfenster mit Darstellungen aus dem Leben der Mutter Jesu. Besonders eindrucksvoll finde ich das große Fenster vorne links neben dem Altar. Wenn die Sonne hindurch scheint, leuchtet der Raum in bunten Farben.

Zwei Menschen sind auf diesem Fenster zu sehen, fast lebensgroß. Ein Mann und eine Frau. Die Frau trägt ein blaues Kleid. Sie sieht sorgenvoll aus und schmiegt sich eng an den Mann, der einen großen Stock in der linken Hand hält. Beide sind unterwegs. Hinter ihnen sind kleine Häuser angedeutet.

Die Szene erinnert an Maria und Josef auf ihrem Weg nach Betlehem, wo Jesus geboren wurde. Sie haben keine Bleibe für die Nacht. Sie sind fremd und auf die Hilfe der einheimischen Bewohner angewiesen.

Das Fenster zeigt aber nicht nur eine Geschichte aus der Bibel. Eine Frau aus der Gemeinde hat mir die Augen für die Geschichte dahinter geöffnet. Die Menschen, die nach dem Krieg nach Egestorf kamen, sehen in dem großen, bunten Fenster auch ihre eigene Geschichte. Auch sie mussten ihr Zuhause verlassen. Wie Maria und Josef. Auch sie brauchten die Hilfe und Gastfreundschaft der Menschen, die hier in der Heide lebten. Die Geschichte von Maria und Josef ist auch die Geschichte der Menschen in der katholischen Gemeinde St. Marien in Egestorf.

So hat jede alte oder neue Kirche viel zu erzählten. Geschichten aus der Bibel und Geschichten der Menschen, die dort leben und beten. Im Urlaub gehe ich deshalb gerne in die Kirchen und entdecke dort Neues. Manches Bild und manche Figur erkenne ich sofort. Für anderes brauche ich jemanden, der es mir erklärt.

Fassen Sie im Urlaub doch auch mal auf die Klinke einer Kirchentür! Vielleicht ist sie ja offen. Ob sie alt ist oder neu, Ihnen auf Anhieb gefällt oder nicht: Jede Kirche erzählt Geschichte und Geschichten. Nicht nur die Sankt Marien Kirche in Egestorf, die in ihrem Fenster mehr zeigt als Maria und Josef.

Unterwegskalender - Vorwort

Wie im Advent an jedem Tag ein Text-Türchen.

Für Urlaubs- und Lebensreisen,

unterwegs und zu Hause,

auf fremden und vertrauten Wegen,

draußen und drinnen.

Jeden Tag im Juli und August

ein kleiner Gedanke zum Mitnehmen

in der virtuellen Hosentasche

auf den Urlaubs- oder Alltagsweg.