Mittwoch, 15. Juli 2015

Die Hillige Eeke

(Dieser Text ist die ungekürzte Fassung für die Radioandacht "Himmel und Erde" am 15. Juli 2015 um 09.20h auf NDR 1, Radio Niedersachsen.)

Wer in der Heide mit offenen Augen unterwegs ist, wird manchen beeindruckenden Baum entdecken. In Müden an der Örtze steht zum Beispiel die „Hillige Eeke“, die heilige Eiche. 20 Meter ist sie hoch. In einem Wohnhaus müsste man in den 8. Stock steigen, um über sie hinweg sehen zu können. Und dick ist sie! Als Kinder haben wir uns an den Händen gehalten, um einmal um sie herum zu fassen. Dafür brauchten wir mindestens 5 oder 6 große und kleine Leute. 600 Jahre soll sie alt sein. Als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, war sie also schon etwa 100 Jahre alt.

Die Hillige Eeke hat eine mächtige Krone. Gewaltige Äste strecken sich in den Himmel. Bei Regen wird man darunter kaum nass. Wie riesig ihre Wurzeln sind, kann man nur ahnen. Diese Eiche wirft so schnell kein Sturm um!

Hier an der Hilligen Eeke verstehe ich gut, dass Menschen mit Bäumen verglichen werden. Wie eine starke Eiche brauche ich feste Wurzeln, um die Stürme des Lebens gut zu überstehen. Meine Familie, meine Freundinnen und Freunde können solche Wurzeln sein, die mir Halt geben. Gläubige Menschen sagen manchmal: „Ich bin verwurzelt in meinem Glauben an Gott. Und ich gehöre zu einer Gemeinschaft. Im besten Fall werde ich von ihr mitgetragen. Das gibt mir Kraft.“

Mit starken Wurzeln können Bäume und Menschen gut wachsen. Manchmal bricht im Sturm ein Ast vom Baum. Uns Menschen trifft ein Schicksalsschlag. Dennoch: die Lebenskraft aus den Wurzeln heraus bleibt erhalten. Selbst ein Baumstumpf kann noch austreiben.

Ein Baum verbindet Himmel und Erde mit seinen Wurzeln und seiner Krone. Auch das ist ein Symbol für uns Menschen: Wir orientieren uns an etwas Höherem. Wir streben nach dem, was uns wichtig ist. Gläubige richten ihr Leben aus auf Gott.

Der Prophet Jeremia schreibt in der Bibel: „Gesegnet ist jede Frau und jeder Mann, die auf Gott vertrauen und deren Rückhalt Gott ist. Sie sind wie Bäume, am Wasser gepflanzt, zum Wasserlauf strecken sie ihre Wurzeln hin. Dass Hitze kommt, fürchten sie nicht, sie behalten ihr Laub. Auch in einem Dürrejahr sind sie ohne Sorge, sie hören nicht auf, Frucht zu tragen.“ (BigS)

Achten Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang doch mal auf Bäume. Möglicherweise entdecken Sie auch so ein mächtiges Exemplar wie die Hillige Eeke in Müden an der Örtze. Aber auch bei jedem anderen Baum können Sie sich fragen: Was sind meine Wurzeln? Was trägt mich? Und wohin möchte ich wachsen?

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