Mittwoch, 17. Dezember 2014

#ichwillzukunft (M)Ein Beitrag zur Blogparade von @Adveniat

Quelle: Adveniat
Um das Thema Zukunft geht es in der aktuellen Jahresaktion von Adveniat. Unter anderem sind Bloggerinnen und Blogger aufgefordert und eingeladen, sich zu diesem Thema Gedanken zu machen – auch wenn sie mit Lateinamerika wenig oder nichts zu tun haben.

Wie sieht es aus mit dem Thema Zukunft in der Urlauberseelsorge im Bistum Hildesheim und der Lüneburger Heide? Was beschäftigt mich und uns dabei gerade?

Fakt ist: mein Kollege Bernhard Schillmüller aus Cuxhaven und dem Elbe-Weser-Dreieck geht nächstes Jahr in den Ruhestand. Damit wird es in Cuxhaven, dem mit jährlich über 3 Millionen Übernachtungen größten Kurort Deutschlands keine Urlauberseelsorge mehr geben, es sei denn, in Gemeinde, Dekanat und Bistum rührt sich noch etwas, das der kirchlichen Verantwortung für Reisende eine zukunftsfähige Form gibt. #IchwillZukunft ist also in meinem/unserem Arbeitsfeld gerade hoch aktuell!

Laut Stellenplan 2020 wird es bis eben in diesem Jahr noch meine Stelle in der Urlauberseelsorge in der Lüneburger Heide geben. Ohne Kollegen und Kolleginnen aus der eigenen Kirche oder der Ökumene ist es allerdings um einiges schwieriger, diese Arbeit zu tun. Ganz konkret heißt dies: Den Bereich der "Kirche Unterwegs" Arbeit ("Campingseelsorge") wird es zukünftig im Bistum Hildesheim nicht mehr geben.

Das Kinderferienprogramm von "Kirche Unterwegs" in Amelinghausen führe ich zwar fort, die Suche nach neuen Teamerinnen und Teamer und deren Aus- und Fortbildung wird aber nicht fortgesetzt. Das bedauere ich sehr! Gerade die Arbeit mit den Teams, in denen Jugendliche, Familien und Senioren zusammenarbeiten und Verantwortung übernehmen, halte ich für beinahe einmalig in der kirchlichen Arbeit. Sie ist mir in dieser Form und Intensität an anderer Stelle noch nicht untergekommen.

Eine große Chance, Kindern, Familien und anderen in ihrer Urlaubssituation religiöse und biblische Themen kreativ nahe zu bringen und ein sympathisches, mitgehendes Bild von Kirche zu vermitteln wird daher mit der Beendigung der "Kirche Unterwegs" Arbeit ungenutzt bleiben. Es sei denn, Gemeinden, Dekanate oder kleine Gruppen von Engagierten entdecken für sich selbst: „Das können wir auch! Zwar nicht auf jedem Campingplatz und nur in kleinem Stil, aber in unserem nahen Umfeld bieten wir etwas an für die Leute, die bei uns ihren Urlaub verbringen.“ Das sind nämlich nicht nur weithergereiste Gäste, sondern in Zeiten knapper werdender Kassen zunehmend auch Kinder und Familien aus dem eigenen Umfeld.
  • Warum also nicht bewusst in der Urlaubs- und Ferienzeit mit Daheimgebliebenen und denen, die zu Gast sind, biblische oder anders thematische Wochen oder Tage anbieten, in eigenen Räumen oder unterwegs? Kinderbibelwochen und religiöse Kinderwochen (RKW) haben in unseren Kirchen eine lange Tradition. Es gibt gutes Material dazu, mit dem sofort losgelegt werden kann. Und es spricht nichts dagegen, neben Kindern auch Jugendliche und Erwachsene mit einer solchen, angepassten Aktion anzusprechen und bewusst altersübergreifend zu arbeiten.
  • Warum nicht in einer Gemeinde in Kooperation mit touristischen Stellen z.B. Nachtwanderungen anbieten, in die Elemente der Stille, der Wahrnehmung, des Gesprächs oder des Pilgerns eingebunden sind und die mit einer Geschichte, einem Gute-Nacht-Lied oder Segen enden? 
  • Warum nicht mal ohne großen Aufwand eine Sonntagsmesse unter freiem Himmel feiern? Im Pfarrgarten, an einem See, auf einem Berg oder hinterm Deich? 
  • Warum nicht mal auf die Basics schauen: Wie findet eigentlich jemand, der fremd ist, den Weg zu unseren Kirchen, in unsere Gottesdienste und Veranstaltungen? Wie sind wir öffentlich ausgeschildert? Und: Wie können wir auch jenseits kircheninterner Medien Gemeindefremde informieren und erreichen? Wie können kirchliche Infos z.B. an touristisch relevanten Plätzen oder auf Campingplätzen ausgehängt und den Tourist-Infos zur Verfügung gestellt werden? 
Eine Kultur des Willkommens und der Gastfreundschaft kann schon mit kleinen, einfachen Akzenten nachhaltig entwickelt werden.

Und was hat das alles mit Adveniat oder Lateinamerika zu tun? Wo können sich Urlauberseelsorge und Solidaritätsarbeit treffen? Wie auch die anderen kirchlichen Hilfswerke gibt es von Adveniat hervorragend ausgearbeitetes Arbeitsmaterial für viele Altersstufen. Viel Material von Adveniat, missio oder Misereor bleibt allerdings zu den Aktionszeiten ungenutzt, was sehr schade ist. Gerade aber in den Ferienwochen, in denen es auf Gemeindeebene eher ruhig ist, wäre Zeit und Gelegenheit, mit diesem Material zu arbeiten, auch jenseits der „offiziellen“ Aktionszeiten.

Mit Ausstellungen der verschiedenen Hilfswerke beispielsweise können Urlaubsgäste zu einem Besuch in die veranstaltende Kirche eingeladen und auf eine gedankliche Weltreise mitgenommen werden. Damit habe ich in der Vergangenheit gute und interessante Erfahrungen gesammelt. Auch mit "Rucky Reiselustig" kann man nicht nur in der Fastenzeit die Probleme der Kinder der Welt entdecken.


Themen anderer Kontinente wie Klimawandel haben auch mit uns zu tun. Ganz konkret. Ebenso Themen wie Armut oder Flucht. Oder eben „Zukunft“ oder (scheinbare) Zukunftslosigkeit.

Ferien sind nicht nur selbstbezogene Luxuszeiten. Urlaub, Engagement, Weitblick und Verantwortung schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: wenn Alltagssorgen wegfallen, entsteht Raum, sich für andere Themen und Fragestellungen zu öffnen und zu interessieren.

Meine Zukunftshoffnung ist, dass unsere Kirchengemeinden einen solchen Blick für ihre konkreten Gäste bekommen - und ihn bestenfalls ausweiten, über die Urlaubsgäste hinaus auf andere Menschen, die nur auf Zeit vor Ort zu Gast sind wie z.B. Saisonarbeitskräfte oder Flüchtlinge, und auf Menschen, die an ganz anderen Ecken der Erde leben und von Urlaub nur träumen können. Diesen Blick zu schärfen ist etwas, das mir für die Zukunft der Urlauberseelsorge am Herzen liegt.

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