Donnerstag, 29. Mai 2014

Predigt zum ökumenischen Himmelfahrtsgottesdienst 2014 in der Oldendorfer Totenstatt

Alle Jahre treffen wir uns wieder hier in der Oldendorfer Totenstatt. Leute aus der Hippolit- und der Pella-Gemeinde, aus St. Godehard und von manchen anderen Kirchengemeinden. Leute aus Oldendorf, Dehnsen, Amelinghausen, Rehlingen und vermutlich noch anderen Orten. Leute aus der Samtgemeinde und auch Gäste von weiter her.

Wir treffen uns, um Himmelfahrt zu feiern, große und kleine Leute. Für die Kinder ist dieser Gottesdienst immer ein Highlight, denn später lassen sie auch in diesem Jahr wieder Luftballons steigen. Dann schauen wir alle in den Himmel, wie die bunten Luftballonpunkte immer kleiner und kleiner werden.

Himmelfahrt und Luftballons: bei unserem ökumenischen Gottesdienst gehört beides zusammen. Wie wäre es, wenn die Luftballons mehr wären, als nur eine nette Kinderaktion? Vielleicht lässt sich anhand dieser luftig-leichten Gebilde ja etwas von dem verständlich machen, wie es den Jüngerinnen und Jüngern damals mit Jesus ging.

Als sie Jesus kennenlernten und mit ihm zusammen waren, wurde manches Schwere leichter. (auf Luftballon "Jesus" schreiben.) Sie erfuhren, wie in Jesu Gegenwart Menschen gesund wurden. Blinde konnten sehen, Lahme gehen und Gehörlose hörten plötzlich alles ganz genau. Sie hörten, wie Jesus von seinem Vater im Himmel sprach und davon, dass sein Reich, Gottes Reich, bereits auf der Erde begonnen hat.

Durch Jesu Predigten wurden seine Freundinnen und Freunde ermutigt, Hungrigen zu essen und Durstigen zu trinken zu geben, Fremde aufzunehmen und Nackte zu bekleiden, Kranke und Gefangene zu besuchen und in all diesen nächsten Menschen Christus selbst zu sehen. So, sagte Jesus, würden sie mitarbeiten am Reich Gottes.

Ein lebendiges Stück Himmel schien mit Jesus auf die Erde gekommen zu sein. Eine große Hoffnung auf ein Ende von allem Elend und Leid. Etwas Leichtigkeit, wie beim Spiel mit einem Luftballon. (Luftballon hochwerfen oder in die Gemeinde.)

Dann aber der Schock an Karfreitag: Jesus wird zu unrecht verurteilt und hingerichtet. Und seine Freundinnen und Freunde können nichts tun. Alle ihre Hoffnungen platzen. (Luftballon zerplatzen lassen.) Von Jesus scheint nichts mehr übrig geblieben zu sein als eine leere, tote Hülle. (Luftballonrest zeigen.) Aber dann: große Aufregung, als sie erfahren, dass Jesus lebt, dass er noch da ist. Dass der Tod keine Macht über ihn hatte, dass Jesus anders da ist, fremd und vertraut zugleich. (exakt gleich aussehenden mit Gas gefüllten Ballon nehmen.)

Jesu Jüngerinnen und Jünger brauchten Zeit, um das zu verstehen. Viel Zeit. 40 Tage heißt es in dem Bibeltext, den wir eben gehört haben. Aber dann: 40 Tage nach seiner Auferstehung verschwindet Jesus in einer Wolke und ist für die Jüngerinnen und Jünger plötzlich nicht mehr greifbar. (Luftballon steigen lassen.) Weg. Im Himmel. Meinen sie zumindest. Wo er da wohl ist? Bei seinem Vater, glauben wir mit ihnen, ganz dicht bei Gott. Die Jüngerinnen und Jünger schauen in die Wolken und hängen so ihren Gedanken nach.

Darin werden sie aber abrupt gestört. "Was schaut ihr da zum Himmel?!" werden sie aus ihren Gedanken gerissen. Es ist, als würden die beiden Engelsgestalten sagen: Jetzt hattet ihr schon 40 Tage Zeit zu begreifen, dass etwas ganz Neues begonnen hat mit Jesu Auferstehung. 40 Tage! Und ihr wisst ja: Immer wenn die Zahl 40 in der Bibel auftaucht, geschieht ein grundlegender Wandel. 40 Tage war Jesus in der Wüste, 40 Jahre sogar das Volk Israel. Und beide Male tut sich was am Himmel.

Für das Volk Israel war eine Wolke so eine Art Navi, das sie durch die 40 Jahre in der Wüste führte. Und zumindest Mose lies sich so von Gott leiten.

Und am Ende von Jesu 40tägiger Wüstenzeit, als er sich im Jordan von Johannes taufen lies, war eine Stimme aus dem Himmel zu hören, die von seiner Berufung sprach: Du bist mein geliebter Sohn!

Und jetzt wieder die Zahl 40, die 40 Tage seit der Auferstehung. Und immer noch müssen die Jüngerinnen und Jünger, die dem zum Vater gehenden Jesus nachschauen, darauf gestoßen werden: Bleibt auf dem Boden! Hebt nicht ab! Jesus kommt ja wieder. Aber bis dahin ist jede Menge auf der Erde zu tun!

Dabei wären sie vermutlich gerne selbst mit ihren Gefühlen und Gedanken weiter ganz nahe bei Jesus Christus geblieben. Da rissen die Worte der Gottesboten sie aus ihren Gedanken und erinnerte sie daran, wie Jesus vom Reich Gottes gesprochen hatte. Dass es schon da ist und dort! Hier auf der Erde! Und dass sie ihm zum Durchbruch verhelfen und daran mitarbeiten können und sollen!

Wenn wir die Bibel weiterlesen, konnten die Jüngerinnen und Jünger später wirklich wundervolle Dinge tun und zum Beispiel kranke Menschen heilen.

Ist das heute eigentlich immer noch so? Wie ist das heute mit dem Reich Gottes? Wenn ich die Nachrichten höre mit den kriegerischen Unruhen in der Ukraine, den gekidnappten Mädchen in Nigeria, Naturkatastrophen, Krankheiten, Unfällen und Armut, dann fällt es mir manchmal schwer, etwas von diesem verheißenen Reich Gottes zu entdecken.

Und wie ist das ganz konkret bei uns? In Oldendorf, Marxen, Dehnsen, Soderstorf, Amelinghausen oder wo sonst Sie zu Hause sind? Gibt es da etwas vom Himmelreich, vom Reich Gottes zu entdecken?

Wenn ich wissen will, was los ist in unserer Samtgemeinde, mache ich das Gleiche wie vermutlich viele von Ihnen: Ich schaue in den Lopautaler. Ob da vielleicht auch etwas über das Reich Gottes drin steht?

In der Maiausgabe der Lopautal Nachrichten lese ich zum Beispiel, dass es im Kindergarten von Oldendorf jetzt Streitschlichter gibt. Die Kinder lernen hier von klein auf, untereinander für Frieden zu sorgen. "Selig sind, die Frieden stiften", sagt Jesus. Frieden hat doch auf jeden Fall etwas mit Reich Gottes zu tun!

Immer wieder lese ich auch, wie die Feuerwehr bei Unfällen und Bränden geholfen hat, wie Männer und Frauen mutig andere Menschen aus Lebensgefahr retten. Leben retten schmeckt für mich ebenfalls ganz intensiv nach Reich Gottes!

Blättere ich weiter, erfahre ich, dass in unserer Samtgemeinde viele Menschen bereit sind, sich zum Beispiel um Asylsuchende zu kümmern. Sie bringen ihnen Deutsch bei und unterstützen sie darin, ein gerechtes Asylverfahren zu bekommen. "Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen!" Das sagt Jesus. Und bei uns tun das einige. Wirklich! Und mit Überzeugung.

Außerdem wird sich bei uns um den Wald gekümmert und um Tiere, es wird Blut gespendet und Geld und viele Menschen engagieren sich, um mit ihren Begabungen anderen eine Freude zu bereiten. Indem sie zum Beispiel ein Instrument spielen - wie in diesem Gottesdienst - oder für andere singen oder tanzen.

Hätten Sie gedacht, dass es bei uns schon so viel Reich Gottes, so viel Himmel auf Erden gibt? Mitten unter uns gibt es jede Menge Menschen, die pflegen, helfen, spenden, beten, anpacken, nachdenken, Verantwortung übernehmen oder anderen eine Freude machen. Und wahrscheinlich sitzen sogar die meisten hier von uns neben einem solchen Menschen.

Wenn in diesen Tagen die neuen Lopautal Nachrichten für Juni in Ihrem Briefkasten liegen oder eine andere Zeitung aus der Region, aus der Sie kommen, dann schauen Sie sie doch einfach mal unter der Perspektive durch: Wo arbeiten in meinem und unserem Umfeld Menschen ganz konkret mit am Reich Gottes und bringen so ein Stück Himmel auf die Erde?

Am Reich Gottes mitbauen können wir. Und wir wollen es auch. Aber es ist nicht immer leicht und braucht eine Menge Kraft und Ausdauer. Natürlich schaffen wir das nicht allein. Das wissen wir. Wir brauchen einander. Vor allem aber brauchen wir dazu Gottes Hilfe. Dass er immer bei uns ist und mit anpackt, hat er versprochen. Darauf können wir uns verlassen.

Wenn die Kinder gleich mit ihren Luftballons kommen und sie in den Himmel steigen lassen, kann das für uns ein Zeichen sein: Das Reich Gottes ist auf der Erde zwar schon angebrochen, aber es braucht den Himmel und Gottes Geist, um es zu vollenden. Die davon fliegenden Luftballons verweisen uns auf unseren Glauben und unsere Hoffnung: Dass da in Sachen Reich Gottes noch mehr zu erwarten ist, als wir mit unseren Händen schaffen können. Was wir im Kleinen anfangen, wird einmal von Gott und Jesus Christus, dessen Himmelfahrt wir heute feiern, vollendet werden. Die Erde braucht den Himmel. Unbedingt.

Amen.

1 Kommentar:

  1. Coole Predigt, besonders wenn ich an meine Aktion in Brande-Hörnerkirchen denke, paßt wie die Faust aufs Auge.
    LG, Thomas

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