Montag, 29. Mai 2017

Aus dem Staub gemacht und verduftet

Meine Predigt zu Himmelfahrt 2017


Am Himmelfahrtstag 2017 habe ich beim ökumenischen Gottesdienst in der Oldendorfer Totenstatt gepredigt. Hier mein Text zum Nachlesen.

Da sind wir wieder in der Totenstatt,
diesem uralten Friedhof und feiern das Leben.
Da sitzen wir wieder und blicken zum Himmel,
wie die Freundinnen und Freunde von Jesus dereinst.

Dieser Mensch Jesus mit seinem Himmelsblick
und Himmelsworten und -Taten,
entzieht sich den Freunden damals und uns,
wirkt himmelweit ungreifbar fern.

Wir schauen zum Himmel, so wie die Jünger,
und hören die Frage, warum wir das tun?

Und während die Jünger nach Jesus schauten,
den Auferstandenen, so sehr vertrauten,
schaun wir heute mehr des Wetters wegen.
Denn das Wetter soll passen, hier und heute,
Regen wär blöd am Himmelfahrtstag.

Doch wo nur ist Jesus?
Da oben im Himmel, bei Sonne und Wolken und Sternen??
Natürlich nicht, wissen wir alle,
kennen wir doch seit langem den Unterschied
zwischen Himmel gleich "sky" mit Wolken und Vögeln
und Himmel gleich "heaven", das ist der mit Gott.

Was war da nur los, als Jesus verschwand?
Nach seiner Geburt und kurzem Leben,
nach "alles vorbei" und Stille und Grab?

Wieso geht dieser Jesus, der doch wieder da war,
auferstanden, von Gott auferweckt,
der aß und der trank, sich berühren ließ,
wieso geht der jetzt doch wieder weg?

Wieso_kann der nicht bleiben,
entzieht sich, entgleitet?
Der muss doch nur eben die Welt noch retten, -
aber das hat er ja schon, glauben wir.

Sie schauten zum Himmel, die auf ihn vertrauten,
auf den Freund und den Rabbi, wo ist er nur hin?
Emporgehoben zum Himmel schrieb man später,
doch fühlte es sich damals wohl anders an.

Als würde der Bruder, der Heiler, der Freund,
sich aus dem Staub machen, abhaun, einfach so.
Macht sich aus dem Staub,
aus dem wir gemacht sind,
diesem Staub überall
auf Regalen und Schränken
und auch unterm Bett.

Diesem Staub in der Heide (rieseln lassen)
der unsere Schuhe, zum Fest frisch geputzt,
schon wieder bedeckt nach wenigen Schritten.
Diesen Staub auch zu dem in der Totenstatt,
die einst hier ruhten dann auch wieder wurden.

Aus all diesem Staub scheint sich Jesus zu machen,
der grade die liebte, die Menschen im Dreck.

Der im Staub malte mit seinen Fingern,
als Selbstgerechte all ihre Gesetze
in Stein gemeißelt werfen wollten
auf eine Frau die am Boden schon war,
mitten im Staub.

Dieser Jesus, der Staub nahm und Spucke - igitt -
um damit zu heilen und Augen zu öffnen, dem Blinden und uns.
Dieser Jesus macht sich jetzt
so einfach aus dem Staub?

Was schaut ihr zum Himmel?
fragten damals zwei Männer in weiß Jesu Jünger,
das fragen sie heute auch uns.
Was schaut ihr nach oben, die Musik, die spielt hier,
die Posaunen im Staub der Oldendorfer Heide
und später die Gitarre der Kinder.

Aber wo ist Jesus? fragte da einer.
Wo ist der jetzt hin?
Dieser Jesus, der zurück geht zum Vater,
der ist jetzt zwar weg,
doch auch irgendwie noch da.

Vielleicht, denke ich, passt ein anderes Bild,
eine Redewendung, für einen, der geht,
Der hat sich verduftet, sagen wir manchmal,
und ich nehme das jetzt mal ganz positiv.

Wenn_sich Jesus verduftet, dann bleibt was von ihm,
dann liegt da noch was in der Luft,
nicht greifbar zwar,
aber zweifelsfrei da.

Kein schwerer Duft,
der den Atem verschlägt.
Auch nicht so ein 0 8 15 Parfum
oder 47 11 (sprühen)
immer und überall gleich,
was die einen lieben
und die anderen hassen.

Sondern ein zarter, feiner, individueller Duft,
immer neu und doch so vertraut.
Der bleibt, wenn sich Jesus verduftet.

Wie Maiglöckchen vielleicht und Fliederblüte
oder frisch gemähtes Gras.

Wie Lavendelfeld und Kiefernwald
oder auch der herb-erdige Duft
von heißer Sommerregenluft.
Vielleicht auch wie gelber Rapsfeld-Duft
oder der zartviolette nach Heide.

Jesus-Duft, der vielleicht auch mal nach Kirche riecht
nach Weihrauch oder nach Himmelfahrts-Suppe.

Und es bleibt etwas hängen von Jesu Duft,
so wie wenn ein Lieblingsmensch dich umarmt.
Dann überträgt sich da was
von ihm auf dich,
vom Rasierwasser oder Parfum
und von dem ganz eigenen menschlichen Duft,
das riecht noch den ganzen Tag.

Verduftet hat Jesus sich Himmelfahrt,
und verduftet sich noch immer,
heilsam wie eine Aromatherapie,
eine Duftmedizin für die Welt.

Sein Geist, das feiern wir Pfingsten dann,
ist sowas wie seine Umarmung.
Die uns umgibt und überträgt dabei
diesen Duft des Himmels auf uns.

"Wir sind Christi Wohlgeruch"
schrieb Paulus schon früh den Korinthern
und meint damit heute auch uns.

Verbreiten wir also den himmlischen Duft,
Jesu Parfum auf der Erde:
verschenken, verströmen uns selbst.
Reinigen wie Weihrauch und Myrrhe die Luft,
vertreiben damit den Gestank in der Welt.
den Gestank von Hass und Unmenschlichkeit,
von Selbstsucht, von Geiz und von Gier.

Verbreiten wir Jesu heilenden Duft,
der wie eine tiefe Inhalation
zum Beispiel mit Eukalyptus-Öl
Luft zum neu Durchatmen schenkt.

Verduften wir Jesu gutes Wort in der Welt,
wie den beruhigenden Duft von Orangen,
der hilft gegen Aggressionen und Angst
und ihre Folge: Gewalt.

Da sind wir wieder in der Totenstatt,
diesem uralten Friedhof und feiern das Leben.
Und wenn wir dann gleich
in den Himmel schaun,
den bunten Ballons der Kids hinterher,
dann lautet Jesu Auftrag an Himmelfahrt:
Ihr da auf den Bänken!

Schaut nicht nur rum!
Verbreitet meinen Duft in der Welt.
Steht auf, geht los und verduftet!

Amen.

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