Dienstag, 21. Juni 2016

Pilgern vor der Haustür - Orientieren

In dieser Woche stammen die Radioandachten der Sendung "Himmel und Erde" von mir. Das gesamte Manuskript kann hier als PDF heruntergeladen werden. Tag für Tag werde ich auch hier im Blog die entsprechenden Texte veröffentlichen.

Orientieren

Wer einen neuen Weg entdecken will, braucht Orientierung, besonders beim Wandern oder Pilgern. Manche wissen, wie man Kompass und Karte dazu benutzt. Andere bestimmen durch den Stand der Sonne und den Bewuchs der Bäume, wie es weiter geht. Einfacher ist es, wenn da gut gepflegte Schilder entlang meines Weges mir die Richtung anzeigen.

Pilger und Pilgerinnen auf dem Jakobsweg orientieren sich an dem Symbol der Muschel. Früher hatten alle Pilger und Pilgerinnen eine solche Muschel als Trinkgefäß dabei. Auch heute noch ist die Pilgermuschel ein Erkennungszeichen: an den Rucksack gebunden, auf Bäume gesprüht oder als kleines Schild an Pfählen befestigt. Auch bei uns im Norden sind Pilgerwege mit diesem Symbol markiert. Als Pilgerin und Pilger weiß ich dann: Ich bin auf dem richtigen Weg, hier geht es weiter.

Im Alltag kann jeder Weg zum Pilgerweg werden. Auf vertrauten Wegen brauche ich keine besonderen Wegzeichen. Da weiß ich: an der nächsten Kreuzung muss ich rechts, und an dem dicken Baum da geht´s links ab. In unbekanntem Gebiet aber brauche ich Hilfe zur Orientierung. Wegweiser zum Beispiel, eine Landkarte oder ein Navigationsgerät. Ich kann auch Leute unterwegs fragen. Mit etwas Glück erwische ich einen Ortskundigen, der mir eine besonders schöne Wegstrecke empfiehlt. So orientiert kann ich auch einen neuen Weg sicher gehen.

Besonders schön ist es, wenn der Weg für eine Weile so klar ist, dass ich eine Zeitlang nicht auf ihn achten muss. Dann kann ich still werden. Auch innerlich. Vielleicht finde ich dann beim Gehen sogar Orientierung für meinen Lebensweg. Finde Antworten auf Fragen, die ich schon lange mit mir herumtrage.

Vom Pilgern kann ich für den Alltag lernen: Manche Strecken meines Lebensweges kenne ich vom regelmäßigen Gehen. Wenn ich Neues ausprobieren will, helfen mir Wegweiser, mich zu orientieren. Menschen zum Beispiel, die einen Weg bereits kennen, können durch ihre Erfahrung ein Wegweiser für mich sein.

Manchmal ist mir auch ein Bibeltext ein Wegweiser. Zum Beispiel der Satz aus Psalm 91: "Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen". Das ist ein gutes und starkes Versprechen, für alle Wege meines Lebens. Das geht im Alltag oft unter. Doch beim Pilgern wird das uralte Wort wieder lebendig, weil ich spüre: ich bin nicht allein unterwegs.

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